Traumalexikon

 

ACE-Studie

Die Adverse Childhood Experiences (ACE) Studie ist eine groß angelegte epidemiologische Studie zu den Determinanten von Gesundheit und Wohlbefinden, in der über 17 000 Erwachsene der amerikanischen Mittelschicht untersucht wurden. Dabei fand sich, dass Menschen mit ACE´s später, im Erwachsenenalter, u.a. wesentlich häufiger an Herzinfarkten, Übergewicht mit Diabetes, Lungen- und Lebererkrankungen, Süchten und Krebs litten und häufiger suizidale Handlungen verübt haben.

Abspaltung (Dissoziation)

Der Begriff Dissoziation in der Psychiatrie bezeichnet das teilweise bis vollständige Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhängenden Funktionen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Motorik. Das Problem der Namensgebung ist, dass Dissoziation auch für gesunde Reaktionen gilt (z.B. abtauchen in ein Buch, eine Geschichte, Traum…). Das Wort „Dissoziation“ wird heute meist verwendet für die dissoziative Störung.

Akute Belastungsreaktion

Die akute Belastungsreaktion (Abkürzung ABR, genauer Reaktion auf akute Belastung; englisch: acute stress disorder, Abk. ASD) ist die Folge einer extremen psychischen Belastung, für die der oder die Betroffene keine geeignete Bewältigungsstrategiebesitzt. Nach der Anpassungsstörung und vor dem PTBS gilt die ABR als frühe Traumafolge. Gleichbedeutend wird manchmal die Bezeichnung akute Belastungsstörung verwendet, dies wird jedoch wiederholt kritisiert, da die akute Belastungsreaktion ausdrücklich keine Störung im Sinne einer Erkrankung darstellt und folglich auch nicht als solche bezeichnet werden sollte.

 

Definition nach ICD-10:

„vorübergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden Bewältigungsmechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schweregrad der akuten Belastungsreaktionen eine Rolle. Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „Betäubung“, mit einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Diesem Zustand kann ein weiteres Sichzurückziehen aus der Umweltsituation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor, siehe F44.2) oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Fluchtreaktion oder Fugue). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurück. Teilweise oder vollständige Amnesie (siehe F44.0) bezüglich dieser Episode kann vorkommen. Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung gezogen werden.“

Alexithymie

Gefühlsblindheit, Gefühlskälte.

Ambivalente Bindung

Die unsichere oder ambivalente Bindung ist Teil der Bindungstheorie. Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie wurde von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt.

Kinder mit einer ambivalenten Bindung verhalten sich widersprüchlich-anhänglich gegenüber der Bezugsperson.

Amnesie

Amnesie (altgriechisch μνήμη mnémē, deutsch: “Gedächtnis“, „Erinnerung“) bezeichnet eine Form der Störung des Gedächtnisses für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen.

Unterschieden werden: a) die retrograde Amnesie, mit Erinnerungsverlust vor einem Ereignis, b) die anterograde Amnesie für den Erinnerungsverlust nach einem Ereignis.

Amygdala

Die Amygdala (Mandelkern) ist eine Region im Gehirn, die wie ein Rauchmelder ein Erlebnis als Gefahr wittert, dabei, bei großer Gefahr die Weiterleitung des Erlebnisses mehr oder minder an die Großhirnrinde unterbricht, aber an den Hirnstamm („Reptiliengehirn“) zurückleitet, wo unsere unbewussten Reflexe gesteuert werden, die ggf. das Überleben garantieren. Ohne entsprechende Reflexe kommt es zum Todstell-„Reflex“, also der Erstarrung oder dem „freeze“.

Anpassungsstörung

Eine Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf einmalige oder fortbestehende identifizierbare psychosoziale Belastungsfaktoren, die die Entwicklung klinisch bedeutsamer emotionaler oder verhaltensmäßiger Symptome zur Folge hat. Nach einer traumatischen Situation kommt es zur Schock. Löst er sich nicht, erfolgt die Anpassungsstörung, die wiederum, wenn diese sich nicht lösen lässt, sich in die akute Belastungsreaktion fortsetzt.

Definition nach ICD-10: F43.2

Hierbei handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauerfall oder Trennungserlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen (wie Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle; es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstanden wäre. Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge (oder eine Mischung von diesen). Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein.

Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein.

Arousal

Arousal ist ein Begriff der Psychologie und der Physiologie, welcher den allgemeinen Grad der Aktivierung des zentralen Nervensystems beim Menschen und bei Wirbeltieren bezeichnet. Charakteristische Merkmale sind Aufmerksamkeit, Wachheit, Reaktionsbereitschaft usw. Wir unterscheider das Hyperarousal als Übererregung und das Hypoarousal als Untererregung.

Belastungsreaktion, akute

Siehe „akute Belastungsreaktion

Belastungsstörung, posttraumatische S. PTBS

Halten die posttraumatischen Beschwerden länger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als überaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits weitere Traumatisierungen verkraften musste. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass die Beschwerden erst einige Wochen oder sogar Monate nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auftreten. Charakterisiert ist das PTBS durch die Traumatrias:

  • Arosal (sie dort)
  • Flashbacks (siehe dort) und
  • Vermeidung (Vermeidung alles Situationen, Orte oder Menschen, die an das Trauma erinnern könnten)

Definition nach ICD-10: F43.1:

Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z.B. zwanghafte oder asthenische Persönlichkeitszüge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Albträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. In wenigen Fällen nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung (F62.0) über.

Das DSM-V, die amerikanische Klassifikation seelischer ERkrankungen (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) sieht weitere Kriterien vor:

A: Konfrontation mit tatsächlichem oder   drohendem Tod, ernsthafter Verletzung   oder sexueller Gewalt

B: Wiedererleben

C: Vermeidung

D: Negative Veränderung von Kognitionen   oder Stimmungen im Zusammenhang   mit dem traumatischen Ereignis

E: Veränderungen des Erregungsniveaus

F: Länger als einen  Monat

G: Beeinträchtigungen in sozialen,   beruflichen oder anderen   Funktionsbereichen

H: Die Störungen haben keine andere   Ursache

Beziehung

Eine stabile Beziehung ist eine der wichtigsten Faktoren in der Traumapädagogik oder Traumatherapie. Es gibt zwei Gefahren für Beziehungen: zu viel Distanz oder zu wenig Distanz. Dazwischen ist ein schmaler Grat, der viel Erfahrung und Reflexion verlangt.

Siehe auch Bindungsstörungen.

Beziehung

Eine stabile Beziehung ist eine der wichtigsten Faktoren in der Traumapädagogik oder Traumatherapie. Es gibt zwei Gefahren für Beziehungen: zu viel Distanz oder zu wenig Distanz. Dazwischen ist ein schmaler Grat, der viel Erfahrung und Reflexion verlangt.

Siehe auch Bindungsstörungen.

Bindung

Das Thema kommt aus der Bindungstheorie. Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie wurde von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt. Wir unterscheiden:

  • Die unsicher-vermeidende Bindung (siehe dort)
  • Die unsicher-ambivalente Bindung, (siehe dort)
  • Die desorganisierte Bindung (siehe dort)

Dies sind Ausdrücke für Bindungsstörungen, die eine

  • Sichere Bindung

Verhindern.

Bindungsstörung

Siehe Bindung

Borderlinestörung

Eine der gravierendsten Persönlichkeitsstörungen, die nach schweren seriellen und/oder sequentiellen Traumatisierung ab der frühen Kindheit auftritt, sich aber erst ab Anfang 20 ausbildet und Teil des komplexen PTBS ist. Das DSM-V unterscheidet 9 Hauptsymptome, von denen 5 vorliegen müssen:

  • Hektisches Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.
  • Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
  • Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
  • Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essanfälle“).
  • Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
  • Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z.B. hochgradige episodische Misslaunigkeit, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
  • Chronische Gefühle von Leere.
  • Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
  • Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Bottom-up-Methoden

Während die Psychotherapien per Gespräch auf funktionelle Störungen und körperliche Zustände wirken wollen (Top-to-Down), sind es die Körpertherapien (Bottom-up), die vom Leib aus über die Psyche auf das Persönlichkeitsmuster wirken wollen.

Brocca-Areal

Das Brocca-Areal ist das Sprachzentrum im Gehirn, das im Schock blockiert sein kann, so dass der Traumatisierte seine Erlebnisse nicht verbalisieren kann („sprachloses Entsetzen“).

Burn out

Erschöpfungsphase anhaltenden Stresses. Besonders häufig sind Menschen mit einer traumatischen Vorgeschichte betroffen.

Es resultiert aus einer dauerhaften Belastung, die die Belastbarkeitsgrenzen überschreitet. Der dann erfolgende Zusammenbruch kann seelisch zu einer Depression, zu Ängsten, Motivationsverlust und Hoffnungslosigkeit führen, körperlich aber auch den Zusammenbruch vegetativer Regelkreise bewirken, die dann den Ausgangspunkt für schwere körperliche Erkrankungen bilden.

Depersonalisation

Allgemein bezeichnet Depersonalisation den Verlust oder die Veränderung des ursprünglichen, natürlichen Persönlichkeitsgefühls. Im speziellen Sinne versteht man unter Depersonalisation einen veränderten Bewusstseinszustand, bei dem die Betroffenen

  • ihre eigene Person (d.h. ihren Körper, ihre Persönlichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Erinnerung, ihr Denken, Fühlen, Sprechen oder Handeln) und/oder
  • Personen und Objekte innerhalb ihrer Umwelt

als verändert, fremd, nicht zu-sich-gehörig, leblos, fern oder unwirklich erleben.

Depression

Die Depression kann viele Ursachen haben: Sie kann infolge eines schweren Erlebnisses auftreten, als Persönlichkeitsstörung, als endogene Depression (unter der man heute eine Stoffwechselstörung des Gehirnes versteht), oder aufgrund eines allgemeinen Kräfteverlusts im Rahmen schwerer konsumierender Erkrankungen.

Immer ist die Stimmung gedrückt, der Antrieb gehemmt, es kreisen negative Gedanken ohne Freud- oder Lustgefühle, bei vermindertem Selbstwertgefühl, verlorenem Interesse an der Umgebung und verminderter Leistungsfähigkeit.

Deprivation

Der Begriff Deprivation (lat. deprivare‚ berauben) bezeichnet allgemein den Zustand der Entbehrung, des Entzuges, des Verlustes oder der Isolation von etwas Vertrautem sowie das Gefühl einer Benachteiligung

Derealisation

Eine verfremdete Wahrnehmung der Umwelt, gekennzeichnet durch Entfremdung. Die Welt wird erlebt, als sähe man sie wie im Film.

DESNOS

„Disorder of Extreme Stress Not Otherwise Specified“. Es handelt sich um die angloamerikanische Bezeichnung für das „komplexe PTBS“. Hier sind die gravierenderen Symptome und Komorbiditäten beschrieben, die in der Definition des PTBS nicht enthalten sind.

Diese sind insbesondere:

  • Veränderung der Emotionsregulation und Impulskontrolle
  • Veränderung in Aufmerksamkeit und Bewusstsein
    • Dissoziation,
    • Derealisation,
    • Depersonalisation
  • Veränderung der Selbstwahrnehmung
  • Veränderung in sozialen Beziehungen
  • Veränderung der Lebenseinstellung

Somatisierungen

desorganisierte Bindung

Begriff aus der Bindungstheorie (siehe dort).

Hauptmerkmal desorganisiert gebundener Kinder sind bizarre Verhaltensweisen wie Erstarren, Im-Kreis-Drehen, Schaukeln und andere stereotype Bewegungen sowie völlige Emotionslosigkeit.

DIS (dissoziative Identitätsstörung)

Ein anderes Wort für „Multiple Persönlichkeit“.

Dissoziation

Der Begriff Dissoziation in der Psychiatrie bezeichnet das teilweise bis vollständige Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhängenden Funktionen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Motorik. Das Problem der Namensgebung ist, dass Dissoziation auch für gesunde Reaktionen gilt (z.B. abtauchen in ein Buch, eine Geschichte, Traum…). Das Wort „Dissoziation“ wird heute meist verwendet für die dissoziative Störung.

dissoziative Störung

Siehe Dissoziation.

DSM-V

DSM-5 ist die Abkürzung für die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM; englisch für „Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“). Es handelt sich dabei um das dominierende psychiatrische Klassifikationssystem in den USA.

Dysregulation

Fehlregulation.

EMDR

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet. Es handelt sich um eine Methode, bei der der Therapeut nach entsprechender Vorbereitung (Stabilisierung) den Patienten mit seinem Trauma konfrontiert, um dann mit der geführten Bewegung der Augen horizontal nach rechts und links mehrmals hin und her eine Distanzierung und bessere Verarbeitung des Traumas zu bewirken.

Emotionales Gehirn

Siehe „Limbisches System“.

Entwicklungstrauma

Traumata in der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit, also in einer Zeit, in der sich das Gehirn, die Lunge, das Immunsystem und wesentliche Funktionen des Organismus noch in Ausbildung befinden, können diese Reifung stoppen oder so verzögern. Das Wort „Entwicklungstrauma“ wird auch für „Frühkindliches Trauma“ verwendet.

Epigenetik

Dieser Begriff wird besonders im Zusammenhang mit den transgenerativen Traumata verwendet. Durch extremen Stress werden manche Gene „abgeschaltet“, indem sie durch Anlagerung von Methylgruppen blockiert werden. Es kommt also nicht zu Veränderungen des Erbgutes, wie bei Mutationen, sondern zu Inaktivität eines Genes, z.B. der Gene, die für Stressresistenz zuständig sind. So wird das Erbgut an die Nachkommen weitergegeben, die dadurch – um im Beispiel zu bleiben – eine verminderte Stressresistenz haben und nicht so resilient sind, wie sie ohne diese Abschaltung sein könnten. U.a. damit setzen sie die Traumafolgen ihrer Vorfahren fort.

Erstarrung

Im akuten Schockzustand bei einem Trauma kommt es zur Erstarrung oder „freeze“. Bewegungslos erstarrt der betreffende Mensch und kann nicht reagieren. Dabei sinkt der Herzschlag (Angstbradykardie), die Muskeln versteifen sich und die Kontrolle über die Körperfunktionen lässt signifikant nach.

Erstmals wurde dies im Alten Testament beschrieben; Als Lot´s Weib vor Entsetzen angesichts des Unterganges von Sodom und Gomorra zur Salzsäule erstarrte.

Im modernen Sprachgebrauch wird auch von „Freeze“ gesprochen.

Explizites Gedächtnis

Auch narratives Gedächtnis genannt, im Gegensatz zum implizierten Gedächtnis. Während das implizierte Gedächtnis weiß, welche Bewegungen unsere Füße machen müssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten müssen, kann unser explizites Gedächtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzählen (narrativ).

Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich. Wenn es gelingt, sie zu erzählen, sind sie im expliziten Gedächtnis angekommen und sind damit integrierbar in die biographische Identität.

Flashback

Flashbacks sind Erinnerungsbruchstücke an das traumatische Geschehen, die zusammenhangslos auftreten können oder durch Trigger hervorgerufen werden und akute Reaktionen auslösen, als bestünde in diesem Moment die Gefahr.

Flucht- und Kampfverhalten

Während wir im entspannten Zustand die größtmöglichen Optionen für unser Handeln haben, ist Stress die Reaktion, die für Flucht und Kampf geschaffen ist und entsprechend stellen wir uns auf einen Flucht- oder Kampfmodus ein. Flucht kann auch Rückzug, Vermeidung oder Depression bedeuten, Kampf kann unterschiedliche Ausprägungen von Extraversion beinhalten von Exaltiertheit bis hin zur Aggression.

Frontallappen

Die Region des Gehirnes, das uns als Werkzeug für unsere bewussten Gedanken, Pläne, Vorstellungen und Reflexionen dient. Auch „sekundäre Gefühle“, wie Empathie, Verzeihen und Verständnis für Handlungsweisen Anderer werden hier bewusst.

funktionale Magnetresonanz-tomographie (fMRI)

Die funktionelle Magnetresonanztomographie, abgekürzt fMRT oder fMRI (für englisch functional magnetic resonance imaging), ist ein bildgebendes Verfahren, um physiologische Funktionen im Inneren des Körpers mit den Methoden der Magnetresonanztomographiedarzustellen. fMRT im engeren Sinn bezeichnet Verfahren, welche aktivierte Hirnareale (meist basierend auf der Blutoxygenierung) mit hoher räumlicher Auflösung darstellen können. Damit wird untersucht, welche Hirnregionen z.B. bei einem Trauma stärker und welche schwächer arbeiten.

Freeze

Im akuten Schockzustand bei einem Trauma kommt es zur Erstarrung oder „freeze“. Bewegungslos erstarrt der betreffende Mensch und kann nicht reagieren. Dabei sinkt der Herzschlag (Angstbradykardie), die Muskeln versteifen sich und die Kontrolle über die Körperfunktionen lässt signifikant nach.

Alle weitere Entwicklung hängt davon ab, inwieweit diese Erstarrung gelöst, dieses Eingefrorensein aufgetaut werden kann.

Gefahrenwarnsystem

Wie von alleine werden alle Nachrichten und Wahrnehmungen, die wir haben, bevor sie zu Bewusstsein kommen, überprüft. Dies geschieht im Gehirn in dem Mandelkern, der die aktuellen Wahrnehmungen mit den bisher gemachten Erfahrungen (die im Hippocampus verfügbar sind) abgleicht. Entspricht die Wahrnehmung nicht der Erfahrung, wird „Alarm“ geschlagen, das Stammhirn reagiert mit der Stresskaskade, zugleich, falls es sich nicht um eine als existentiell empfundene Gefahr handelt, wird die Hirnrinde „informiert“, die das Geschehen zu interpretieren sucht. Kommt es z.B. zur Wahrnehmung eines Verbrennungsgeruchs, so wird hier entschieden, ob man besser flüchtet, oder ob es die Steaks in der Bratpfanne sein könnten…

Gegenübertragung

Die Gegenübertragung ist Teil des Übertragungs-Gegenübertragungssystems, das in der Psychoanalyse beschrieben worden ist.

In der Übertragung werden alte nicht erfüllte und verdrängte Wünsche, Befürchtungen und Erwartungen, die man in der Kindheit z.B. in Bezug auf das Rollenverhalten der Eltern hatte, auf Menschen übertragen, zu denen man aufsieht. Dahinter steckt die unbewusste Hoffnung, dass z.B. der Therapeut in dem therapeutischen Prozess diese Rolle des Vaters, der Mutter, der Geschwister oder anderer relevanten Menschen übernimmt.

Von Gegenübertragung sprechen wir, wenn, in diesem Fall der Therapeut, auf die Übertragung reagiert und die Rolle mit allen dazugehörigen Empfindungen, Erwartungen und Vorurteilen übernimmt. Damit verlässt er seine neutrale Position, was für den therapeutischen Prozess kontraproduktiv ist, außer wenn anhand dieser Konstellation Konflikte offenbar werden, die dann zum Inhalt der Therapie werden.

Gehirnveränderungen

Im Schock werden manche Hirnregionen vermindert durchblutet (Cortex, Brocca-Zentrum und Corpus callosum). Andere, wie der Mandelkern aber verstärkt. Kommt es durch serielle Traumata oder durch Flashbacks immer wieder zu derselben Situation, so prägen sich diese Schaltkreise ein, verstärken sich und irgendwann genügen immer geringere Reize, um diese Stressphysiologie auszulösen („Neurons that fire together, wire toghether“).

Gesprächstherapie

Die wichtigste Intervention nach einem Trauma ist das Gespräch. Es vermittelt Verständnis („nicht du bist verkehrt, sondern das, was du erlebt hast, war verkehrt“), es begründet die zuverlässige Beziehung und schafft den Raum, in dem der Betroffene so sein darf, wie er ist und sich dessen nicht schämen muss. Der Aufbau der Gespräche ist SMART PURE CLEAR: spezifisch (S), messbar (M), d.h. am Verlauf wird abgelesen, ob die Indikatoren, die man für einen Fortschritt im Vorfeld glaubt erreichen zu können, auch eintreten, ist attraktiv (A), da er Elemente enthält, auf die der Klient gerne zurückkommt, realistisch (R), also nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig versprechend und terminiert (T), d.h., sie haben anders, als private Kontakte einen definierten Zeitrahmen. Sie haben ein positives Ziel (P), sie verlaufen verständlich (Understood:U), sind relevant (R) und haben einen ethischen Hintergrund (E). Ferner haben sie einen herausfordernden, also entwicklungsorientierten Verlauf (Challenging: C), sind legal vereinbart (L), sind für die Mitmenschen verträglich (Enviromentally Sound: E), klar vereinbart (Agreed: A) und werden protokolliert (Recordet: R).

Hippocampus

Der Hippocampus ist eine Hirnregion, die ein Forscher einmal als einem Seepferdchen („Hippocampus“) ähnlich aussehend gesehen hat. Hier sind die verfügbaren Erfahrungen gespeichert, mit denen die aktuellen Wahrnehmungen abgeglichen werden, bevor sie zu Bewusstsein kommen. Wenn wir eine Kuh auf der Weide sehen, meldet der Hippocampus, dass das ganz normal sei und es kommt dann oft nicht einmal zum Bewusstsein. Flöge aber eine Kuh an uns vorbei, würde der Hippocampus das nicht mehr als „normal“ bezeichnen und wir bekämen einen Schreck.

Hirnstamm

Auch Reptiliengehirn genannt. Es ist evolutorisch der älteste Teil des Gehirns, das bereits Reptilien hatten. Hier werden die wichtigsten Überlebensreflexe gesteuert (Atmung, Herzschlag, Nahrungsaufnahme, Flucht, Kampf, Vermehrung).

HRV (Herzratenvariabilität)

Die Herzratenvariabilität (englisch heart rate variability, HRV) wird die Fähigkeit eines Organismus (Mensch, Säugetier) bezeichnet, die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern. Auch im Ruhezustand treten spontan Veränderungen des zeitlichen Abstandes zwischen den Herzschlägen auf. Der Puls verändert sich dann mit dem Atemrhythmus.  Diese Rhythmuskompetenz ist die Grundlage für Anpassung. Eine verminderte Herzratenvariabilität ist Maß des Stresslevels: das Herz schlägt dann mehr im Takt. Die HRV ist Grundlage der Gesundheit. Je schlechter die HRV, desto eher können bei Zunahme von Risikofaktoren dort Erkrankungen entstehen, wo der Organismus seine Schwachstellen hat.

Hyperarousal

Übererregung. Besonders im Stress, bei Angst und Panik wird der Sympathicus (Sym: mit; Pathos: Gefühl), der vegetative Nerv, der als Überträgerstoff Adrenalin ausschüttet, aktiviert mit höherem Blutdruck, schnellerer Herzfrequenz, höherem Schlagvolumen und tieferer Atmung und desorganisierter kognitive Verarbeitung von Wahrnehmung und Information. Es treten intrusive Bilder, Affekte und dazu gehörige Körpersensationen auf und wirken störend. Gesteigerte und unkontrollierte Reagibilität.

Hypoarousal

Untererregung. Diese werden vom Gegenspieler des Nervus Sympathicus, dem Parasympathicus („ohne Gefühl“) dominiert, der die vegetativen Regulationen beruhigt. Es kann zur Blockade der kognitiven Verarbeitung kommen, man leidet an körperlichen Erschöpfungszeichen, Emotionslosigkeit, Taubheit, Leere, Passivität. Es kommt zu einer starken Distanz zum Erleben, ggf. zur Dissoziation. Verringerte körperliche Beweglichkeit und Reaktionsvermögen.

ICD-10

Der ICD-10: Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision,German Modification (ICD-10-GM) ist die amtliche Klassifikation zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland.

Imagination

Die Fähigkeit, sich etwas (Dinge, Erlebnisse, Geschehnisse) bildhaft vorstellen zu können. Der Begriff der Imagination im anthroposophischen Kontext hat damit nur entfernt zu tun. Aber durch die Verbildlichung von stattgehabten (traumatischen) Erlebnissen und deren Gestaltung kann man aktiv die zuvor passiv erlebten Ereignisse handhaben und damit Distanz schaffen und sich in das als fremd erlebte wieder einbringen (Siehe PITT nach L. Reddemann).

Implizites Gedächtnis

Im Gegensatz zum narrativen Gedächtnis, auch explizites Gedächtnis genannt. Während das implizierte Gedächtnis weiß, welche Bewegungen unsere Füße machen müssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten müssen, kann unser explizites Gedächtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzählen (narrativ).

Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich. Wenn es gelingt, sie zu erzählen, sind sie im expliziten Gedächtnis angekommen und in integrierbar in die biographische Identität.

Intrusion

Als Intrusion wird das Wiedererinnern und Wiedererleben von psychotraumatischen Ereignissen in der Psychotraumatologie verstanden. Intrusionen umfassen Bilder, Flashbacks und Albträume.

Sie können auch als ins Bewusstsein einschießende, aufdringliche Gedanken und Vorstellungen auftreten (englisch intrusive thoughts).

Intrusionen gelten als Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Intrusionen werden zumeist durch einen Schlüsselreiz ausgelöst („Trigger“). Die betroffene Person kann das traumatische Ereignis so in vielen Einzelheiten wiedererleben.

Kampf- und Fluchtverhalten

Während wir im entspannten Zustand die größtmöglichen Optionen für unser Handeln haben, ist Stress die Reaktion, die für Flucht und Kampf geschaffen sind und entsprechend stellen wir uns auf ein Flucht- oder Kampfmodus ein. Flucht kann auch Rückzug, Vermeidung oder Depression bedeuten, Kampf kann unterschiedliche Ausprägungen von Extraversion beinhalten von Exaltiertheit bis hin zur Aggression.

Kindheitstraumata

Siehe Entwicklungstrauma.

Komorbidität

Unter Komorbiditäten versteht man abgrenzbare Erkrankungen, die durch die Grunderkrankung aufgerufen werden können, aber auch für sich bestehen können. Ein PTBS gilt als Türöffner für solche Komorbiditäten wie z.B.:

  • Depression
  • Angst, Panikstörung
  • Zwangsstörungen
  • Psychosomatosen:
    • Migräne, Kreislaufbeschwerden, Verdauungsstörungen, sexuelle Dysfunktion u.a.
  • Essstörungen
  • Suchterkrankung
komplexes PTBS
  1. auch DESNOS: „Disorder of Extreme Stress Not Otherwise Specified“. Es handelt sich um die angloamerikanische Bezeichnung für das „komplexe PTBS“. Hier sind die gravierenderen Symptome und Komorbiditäten beschrieben, die in der Definition des PTBS nicht enthalten sind.

Diese sind insbesondere:

  • Veränderung der Emotionsregulation und Impulskontrolle
  • Veränderung in Aufmerksamkeit und Bewusstsein
    • Dissoziation,
    • Derealisation,
    • Depersonalisation
  • Veränderung der Selbstwahrnehmung
  • Veränderung in sozialen Beziehungen
  • Veränderung der Lebenseinstellung

Somatisierungen

limbisches System

Das limbische System ist evolutorisch nach den Reptilien besonders im Säugetierreich entstanden. Es ist ein System im Gehirn, das Grundlage für Lernfähigkeit ist und das System, das man heute mit unseren Emotionen in Verb.

Mandelkern (Amygdala)

Die Amygdala (Mandelkern) ist eine Region im Gehirn, die wie ein Rauchmelder ein Erlebnis als Gefahr wittert, dabei, bei großer Gefahr die Weiterleitung des Erlebnisses an die Großhirnrinde unterbricht, aber an den Hirnstamm („Reptiliengehirn“) zurückleitet, wo unsere unbewussten Reflexe gesteuert werden, die ggf. das Überleben garantieren. Ohne entsprechende Reflexe kommt es zum Todstell-„Reflex“, also der Erstarrung oder dem „freeze“.

narratives Gedächtnis

Auch explizites Gedächtnis genannt, im Gegensatz zum implizierten Gedächtnis. Während das implizierte Gedächtnis weiß, welche Bewegungen unsere Füße machen müssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten müssen, kann unser explizites Gedächtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzählen (narrativ).

Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich. Wenn es gelingt, sie zu erzählen, sind sie im expliziten Gedächtnis angekommen und in integrierbar in die biographische Identität.

Neocortex

Neo = neu, d.h., es handelt sich um das neueste, also jüngste Glied des Gehirnes, die Großhirnrinde, das wir nutzen für alle bewussten Funktionen unserer Seele und unseres Geistes.

Notfallpädagogik

In den ersten Tagen und Wochen nach einem Trauma versucht die Notfallpädagogik eine psychosoziale Stabilisierung von Betroffenen zu erreichen. Sie werden darin unterstützt, traumatisierende Erlebnisse zu verarbeiten und in die eigene Biografie zu integrieren. Durch die Anregung der Selbstheilungskräfte sollen eventuelle Traumafolgestörungen abgemildert oder ganz abgewendet werden.

Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners haben auf der Grundlage der Waldorfpädagogik und der verwandten Therapieformen (Kunsttherapie, Erlebnispädagogik, Eurythmie u.a.) Methoden entwickelt, mit denen sie Kindern in Kriegs- und Krisengebieten auf Einsätzen im multiprofessionellen Teams helfen.

Opferidentität Opferrolle

Gemeint ist die Identifizierung des Selbst als Opfer, die Annahme der Opferrolle, genannt „Viktimisierung“. Die Opferrolle kann vordergründig entlasten, weil wir die Verantwortung für unser Leid dem Täter zuschreiben und uns schuldlos fühlen dürfen. Als Opfer bekommen wir auch Zuwendung in Form von Mitleid und ggf. Unterstützung. Solange wir aber die Opferrolle nicht abstreifen können, setzen wir den Täter an die Stelle unserer eigenen Motivation, wir räumen die Stelle, an der wir unsere Schicksale selber lenken und setzen den an diese Stelle, den wir am meisten fürchten, oder den wir verachten. Damit vergiften wir uns selber.

Ort, sicherer

Der sichere Ort ist ein zentraler Begriff der Traumapädagogik und Ziel erster Maßnahmen. Im Krieg unter den Trümmern, nach einem Erdbeben ist es das Wichtigste einen Ort zu schaffen, in dem die traumatisierten Menschen sich sicher fühlen können. Der Begriff ist aber auch eine Metapher. Der „sichere Ort“ kann auch der Leib sein, in dem sich die Seele des betroffenen Menschen sicher fühlt, aber auch die Seele, in der sich das Ich des Menschen geborgen fühlen kann.

Paranoia

Wahn.

Persönlichkeitsstörung

Persönlichkeitsstörungen (PS) stellen schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens dar. Bei ihnen sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprägt, unflexibel oder wenig angepasst. Sie bezeichnen lang andauernde Erlebens- und Verhaltensmuster, verursacht durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder späteren Lebensabschnitten, genetische Faktoren oder erworbene Hirnschäden. Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab. Die persönliche Leistungsfähigkeit im sozialen, beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeinträchtigt.

Per sonare: Hindurchtönen; „Person“ ist das Muster, das Gewand, das sich um unser „Ich“ legt, mit dem es in der Welt agiert. Wir unterscheiden die

  • paranoide PS
  • Narzistische PS
  • Schizoide PS
  • Histrionische PS
  • Emotional instabile PS (Borderline)
  • Dissoziale PS
  • Selbstunsicher PS
  • Dependente PS
  • Anarkastische (zwanghafte) PS
  • Ängstlich vermeidende PS
  • Abhängige PS
  • Schizotypische PS
  • Passiv-aggressive PS
  • Kombinierte PS

https://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

PITT

In der PITT wird über das Medium einer hilfreichen Beziehung vor allem die Selbstbeziehung und Selbstberuhigungsfähigkeit betont und mittels Imagination angeregt, diese neu zu gestalten und seelische Wunden damit einer Heilung zuzuführen. Mitgefühl der Therapeutin/des Therapeuten und der Patientin/des Patienten für sich selbst im Sinne einer imaginativen Nachbeelterung nimmt einen zentralen Platz in der therapeutischen Arbeit ein. Diese Methode wurde von Luise Reddemann entwickelt.

Pitt-Kid

Andreas Krüger hat die PITT-Methode für Kinder ab 3 Jahren angepasst und nennt sie PITT-KID. Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie für Kinder und Jugendliche – PITT-KID® stellt eine ressourcenorientierte, integrative Behandlungsmethode für Trauma-Folgestörungen im Kindes- und Jugendalter dar.

PTBS

Halten die posttraumatischen Beschwerden länger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als überaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits weitere Traumatisierungen verkraften musste. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass die Beschwerden erst einige Wochen oder sogar Monate nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auftreten. Charakterisiert ist das PTBS durch die Traumatrias:

  • Arosal (sie dort)
  • Flashbacks (siehe dort) und
  • Vermeidung (Vermeidung alles Situationen, Orte oder Menschen, die an das Trauma erinnern könnten)

Definition nach ICD-10: F43.1:

Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z.B. zwanghafte oder asthenische Persönlichkeitszüge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Albträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. In wenigen Fällen nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung (F62.0) über.

REM-Schlaf

Der Schlaf folgt einer Architektur, in der alle ca. 90 Minuten die REM-Phase (rapid eye movement) erfolgt, in der die Augen schnell bewegt werden und wir nahe am Aufwachen sind, meist auch in dieser Phase träumen. Dazwischen steigt der Schlaf in mehreren Stufen in die Tiefschlafphase (Delta-Phase) ab, um wieder in Richtung REM-Phase aufzusteigen. Dieser 90-Minuten-Rhythmus ist meist gestört, wenn der Schlaf nicht erholsam ist.

Reptilienhirn

Als „Reptilienhirn“ bezeichnen wir die Region des Gehirnes, das bereits bei Reptilien entwickelt ist: der Hirnstamm mit dem verlängerten Rückenmark. Hier werden alle überlebenswichtigen Reflexe koordiniert.

Resilienz

Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).

Faktoren der Resilienz werden von den Autoren unterschiedlich benannt. Es sind u.a.:

  • Akzeptanz
  • Flexibilität
  • Verlassen der Opferrolle
  • Verantwortung für sich übernehmen
  • Menschliche tragfähige Beziehungen
  • Bewältigungsorientierte Einstellung (Transformationsbereitschaft)

Spiritualität

Ressourcen

Französisch: „la resource“ = „Quelle“, „Mittel“

aus lat. „resourgere“ = „hervorquellen“

Ressourcen, sind Quellen, aus denen man schöpfen kann, die Mittel, eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen.

Es gibt äußere, soziale und innere Ressourcen.

Äußere Ressourcen:

  • Materielle Dinge
  • Arbeit
  • Gesundheit
  • Natur
  • Musik
  • Kunst Kultur

Soziale Ressourcen:

  • Familie
  • Partner
  • Freunde
  • Wichtige Menschen, an denen man sich orientiert
  • Vereine
  • Die kleinen Eindrücke von Menschen im Alltag

Innere Ressourcen:

  • Persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten
  • Kompetenzen und Bildung
  • Interessen
  • Hobbys
  • Ziele
  • Überzeugungen, Werte
  • Eigene Ideen
  • Spiritualität
  • Rhythmen, Rituale
  • Hoffnungen

Erinnerungen an Gutes.

Retraumatisierung

Durch Flashbacks, die die gleiche Intensität haben, wie die erinnerten traumatischen Situationen, wird immer wieder in dieselbe Kerbe geschlagen. Wir können retraumatisieren, indem wir nachfragen, den Klienten zwingen, von seinen schrecklichen Erlebnissen zu erzählen.

Rhythmus

Das erste, was im Stress verloren geht, ist die Rhythmuskompetenz des Organismus, messbar an der Herzratenvariabilität (HRV) (siehe dort).

Auch die Rhythmen des Organismus bedürfen der kulturellen Rhythmen, an die sie sich anpassen, sie adaptieren und annehmen. Bei traumatisierten Menschen sind die Rhythmen gestört: HRV, Schlaf-Architektur, Tag-Nacht-Rhythmus, der Rhythmus der inneren Organe etc. Durch Rhythmen und Rituale geben wir wieder Rhythmen vor, an die sich der Organismus ad aptieren kann.

Rorschachtest

Der Rorschachtest oder Rorschach-Test (Tintenkleckstest, eigentlich: Rorschach-Formdeuteversuch) ist ein psychodiagnostisches Testverfahren, für das der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach (1884–1922) eine eigene Persönlichkeitstheorie entwickelte und das später mit den Theorien der Freud’schen Schule verbunden wurde. Es gehört zu den sogenannten projektiven Tests und wird von Psychoanalytikern und Psychiatern angewendet mit dem Ziel, die gesamte Persönlichkeit des Probanden zu erfassen. Ursprünglich bezog sich der Begriff „Psychodiagnostik“ nur auf diese Methode.

Es werden „zufällige“ Tintenklecksbilder den Probanden gezeigt und sie werden aufgefordert, zu erzählen, was sie in den Formen sehen. Traumatisierte sehen oft in den Bildern Assoziationen an ihr Trauma.

Säugetierhirn

Das Säugetierhirn wird auch als „limbisches System“ bezeichnet. Siehe dort.

Scham

Das Überaschende für den Anfänger ist oft, dass der Traumatisierte, das Opfer einer Gewalttat oder eines Missbrauchs sich für die Tat schämt, die der Täter an ihm begangen hat. Er fühlt sich schuldig, weil er den Täter

Schlaf

Siehe REM-Schlaf.

Schuldgefühle

Siehe Scham.

Sekundär-traumatisierung

Ein Phänomen, das bei Helfern beobachtet wird: Die Schilderung der Traumatisierten wirken auf den zuhörenden Helfer so schockierend, dass er durch das Zuhören selber traumatisiert wird.

sichere Bindung

Siehe Bindung.

sicherer Ort

Der sichere Ort ist ein zentraler Begriff der Traumapädagogik und Ziel erster Maßnahmen. Im Krieg unter den Trümmern, nach einem Erdbeben ist es das Wichtigste einen Ort zu schaffen, in dem die traumatisierten Menschen sich sicher fühlen können. Der Begriff ist aber auch eine Metapher. Der „sichere Ort“ kann auch der Leib sein, in dem sich die Seele des betroffenen Menschen sicher fühlt, aber auch die Seele, in der sich das Ich des Menschen geborgen fühlen kann.

Stabilisierung

Eine Stabilisierung ist die Grundlage dafür, dass in einer Therapie das traumatische Geschehen bearbeitet werden kann. Dazu wird in aller Regel die Aufmerksamkeit zunächst auf die vorhandenen Ressourcen gelenkt und diese werden aktiviert, bis wieder Sicherheit empfunden wird (Siehe auch „der sichere Ort“).

Stress

Stress ist die Reaktion des Organismus auf Gefahren. Dabei werden durch die Stresshormone Adrenalin und Cortison Kräfte mobilisiert, die wir für Flucht oder Kampf benötigen (Siehe auch dort). Wenn wir diese Kraft anwenden, um zu kämpfen oder zu fliehen, dient Stress dem Überleben. Wird die entstandene Kraft nicht nach Außen angewandt, kann bei länger anhaltendem Stress diese Kraft nach innen zerstörerisch wirken. Ein Trauma wird auch „toxischer Stress“ genannt. Hier werden besonders viele Kräfte mobilisiert, die aber in der Erstarrung nicht zur Anwendung kommen. Daher auch die Definition eines Traumas durch die vier „F´s“: No flight, not fight, but freeze and fragmentation“.

Täterintrojekt

Täterintrojekte nennt man die unbewussten Identifizierungen eines Opfers mit dem Täter. Gegen den eigenen Willen werden solche Identifizierungen Teil der Persönlichkeit des Opfers: komplexe und komplizierte Strukturen, die der Täter durch brutale Übergriffe in dem Opfer bewirken. Besonders bei Kindern, die früh Gewalt durch Elternteile erfahren haben oder bei Menschen mit langer Abhängigkeit finden wir solche Verinnerlichungen solcher Rollenmuster des Täters. Sie dienen wahrscheinlich der Abwehr von Scham und Schuldgefühlen und dem Bewahren der Beziehung vom Täter, von dem sich das Opfer weiter abhängig fühlt (z.B. Eltern). In der Traumatherapie werden die Täterintrojekte auch die inneren „Wiedersacher“ genannt.

Thalamus

Der Thalamus (von griech. Θάλαμος thálamos „Schlafgemach“, „Kammer“) ist eine Hirnregion des Zwischenhirnes (Siehe auch „Säugetiergehirn), das die eingegangenen Wahrnehmungen und Informationen koordiniert an die Hirnrinde weitergibt. Er ist für Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zuständig. Im traumatischen Schock wird der Thalamus weitestgehend inaktiviert und bleibt in seiner Tätigkeit eingeschränkt, wenn es nicht gelingt, die Erstarrung zu lösen. Nach frühkindlichen Traumata (Siehe „Entwicklungstrauma“), bleibt das Thalamus oft kleiner, als bei Kindern ohne Traumata.

Top-Down-Therapie

Im Gegensatz zu den Bottom-up-Therapien (Siehe dort) sind die Therapien gemeint, die über das Gespräch und die Ansprache des Bewusstseins bis in körperliche Vorgänge herein wirken wollen.

transgeneratives Trauma

Unter transgenerativen Traumata verstehen wir die Fortsetzung des traumatischen Prozesses durch die nachfolgenden Generationen. Eine Schiene sind die epigentischen Prozesbenutztse (Siehe dort), aber auch die veränderten Interaktionen der traumatisierten Eltern in der Erziehung ihrer Kinder. Die Täterintrojekte (Siehe dort) der Eltern wirken auf die Kinder, ebenso das Schweigen über ihre Erlebnisse, die Geheimnisse, die das Kind als bedrohlich erlebt, die Ängste der Eltern, die das Kind mitbekommt etc. hindern die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes.

Trauma

Das Wort „Trauma“ bedeutet Wunde oder Verletzung. Dieser Begriff wird heute verkürzt meist für seelische Verletzungen (Psychotrauma) verwendet. Viele Verletzungen heilen von alleine, wie auch seelische Verletzungen. Aber wie bei der körperlichen Wunde auch, kann es zu Heilungsverzögerungen, schweren Erkrankungen oder Invalidisierungen kommen.

Das Trauma wird dabei nicht alleine durch das traumatische Erlebnis charakterisiert, sondern auch dadurch, auf welche Bedingungen es bei dem Opfer trifft, welche Resilienzkräfte es hat, welche Reife, welche kulturellen Bedingungen herrschen, welche Unterstützenden Faktoren vorliegen.

Trauma ist eine sich historisch wandelnde Kategorie, heute wirken Erlebnisse traumatisierend, die es früher nicht waren und umgekehrt, wie auch in unterschiedlichen Kulturen manche Ereignisse anders erlebt werden: Traumata sind keine ahistorischen und transkulturellen Phänomene. Bei Menschen gleichen Geschlechtes, gleichen Alters, die dieselben kulturellen Bedingungen haben, kann das selbe Ereignis völlig unterschiedliche Auswirkungen haben.

Traumafolgestörungen

Siehe

  • Anpassungsstörung
  • Akute Belastungsreaktion
  • PTBS
  • DESNOS

Komorbiditäten

Traumapädagogik

Während die Traumatherapie von ausgebildeten Psychotherapeuten durchgeführt wird, in der Regel mit einer Sitzung pro Woche, wird in der Traumapädagogik der Alltag traumaspezifisch gestaltet. Sie steht nicht im Widerspruch zur Traumatherapie. Traumapädagogik entwickelt Methoden der Stabilisierung, des sozialen Vertrauens, versucht kreative Potentiale neu zu wecken, Rhythmen und Rituale zu pflegen, den Alltag zu strukturieren, sichere Orte zu schaffen und Schutz und Geborgenheit zu gewähren.

Traumatherapie

In der Regel erfolgt eine Traumatherapie in drei Schritten:

  1. Stabilsierung mit Psychoedukation
  2. Traumabearbeitung
  3. Neuorientierung
traumatische Erinnerungen

Die Erinnerungen an das traumatische Geschehen haben anders, als gewöhnliche Erinnerungen, die Eigenschaft, unverhofft, ungewollt und heftig aufzutreten, sie sind mit denselben Bedrohungsgefühlen verbunden, wie sie das traumatische Erlebnis seinerzeit hervorgerufen haben. Die Erinnerungen. Viele Anteile der traumatischen Erinnerungen gehören dem impliziten Gedächtnis an und nicht dem expliziten Gedächtnis (Siehe: narrative Erinnerung). Das plötzliche Auftreten der traumatischen Erinnerung wird „Flashback“ genannt (Siehe dort) und ist Teil der Traumatrias des PTBS.

traumatischer Stress

Auch toxischer Stress genannt. Siehe Stress.

Traumatrias

Arousal, Flashback und Vermeidung sind die drei Hauptsymptome des PTBS.

Trigger

Unter Triggern verstehen wir die Auslöser für Flashbacks. Es können Farben, Gerüche, Gedanken, Stimmen, Situationen o.a. sein, die plötzlich das traumatische Erlebnis mit all seinen Emotionen wieder wachruft.

Typ-1-Trauma

Ein Typ-I-Trauma ist eine einmalige schreckliche Erfahrung, die ein Mensch (meist) im Erwachsenenalter macht. Zu solchen Erfahrungen gehören zum Beispiel Unfälle oder Erfahrungen mit Gewalt, Krieg oder Katastrophen.

Typ-2-Trauma

Unter „Typ-II-Trauma“ wird eine chronische Traumatisierung verstanden. Dabei muss es sich nicht unbedingt um einzelne, schlimme Ereignisse handeln. Viele Menschen sind in ihrer Kindheit chronisch traumatisiert worden, ohne dass sie sagen würden, sie wären misshandelt oder vernachlässigt worden. Es sind jedoch viele grenzwertige Erlebnisse, wie Strafen, Trennungen, Auseinandersetzungen, Missachtung, Kritik oder Liebesentzug, die in ihrer Summe eben doch zu einem „Trauma“ führen können.

Übertragung

Siehe unter Gegenübertragung.

unsichere Bindung

Siehe „Bindung“.

Viktimisierung

Gemeint ist die Identifizierung des Selbst als Opfer, die Annahme der Opferrolle. Die Opferrolle kann vordergründig entlasten, weil wir die Verantwortung für unser Leid dem Täter zuschreiben und uns schuldlos fühlen dürfen. Als Opfer bekommen wir auch Zuwendung in Form von Mitleid und ggf. Unterstützung. Solange wir aber die Opferrolle nicht abstreifen können, setzen wir den Täter an die Stelle unserer eigenen Motivation, wir räumen die Stelle, an der wir unsere Schicksale selber lenken und setzen den an diese Stelle, den wir am meisten fürchten, oder den wir verachten. Damit vergiften wir uns selber.

Wiedererleben

Siehe „Flashback“ und „Traumaerinnerung“.