Traumalexikon
ACE-Studie
Die Adverse Childhood Experiences (ACE) Studie ist eine groĂ angelegte epidemiologische Studie zu den Determinanten von Gesundheit und Wohlbefinden, in der ĂŒber 17 000 Erwachsene der amerikanischen Mittelschicht untersucht wurden. Dabei fand sich, dass Menschen mit ACEÂŽs spĂ€ter, im Erwachsenenalter, u.a. wesentlich hĂ€ufiger an Herzinfarkten, Ăbergewicht mit Diabetes, Lungen- und Lebererkrankungen, SĂŒchten und Krebs litten und hĂ€ufiger suizidale Handlungen verĂŒbt haben.
Abspaltung (Dissoziation)
Der Begriff Dissoziation in der Psychiatrie bezeichnet das teilweise bis vollstĂ€ndige Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhĂ€ngenden Funktionen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des GedĂ€chtnisses, der IdentitĂ€t und der Motorik. Das Problem der Namensgebung ist, dass Dissoziation auch fĂŒr gesunde Reaktionen gilt (z.B. abtauchen in ein Buch, eine Geschichte, Traum…). Das Wort „Dissoziation“ wird heute meist verwendet fĂŒr die dissoziative Störung.
Akute Belastungsreaktion
Die akute Belastungsreaktion (AbkĂŒrzung ABR, genauer Reaktion auf akute Belastung; englisch: acute stress disorder, Abk. ASD) ist die Folge einer extremen psychischen Belastung, fĂŒr die der oder die Betroffene keine geeignete BewĂ€ltigungsstrategiebesitzt. Nach der Anpassungsstörung und vor dem PTBS gilt die ABR als frĂŒhe Traumafolge. Gleichbedeutend wird manchmal die Bezeichnung akute Belastungsstörung verwendet, dies wird jedoch wiederholt kritisiert, da die akute Belastungsreaktion ausdrĂŒcklich keine Störung im Sinne einer Erkrankung darstellt und folglich auch nicht als solche bezeichnet werden sollte.
Definition nach ICD-10:
âvorĂŒbergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine auĂergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. Die individuelle VulnerabilitĂ€t und die zur VerfĂŒgung stehenden BewĂ€ltigungsmechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schweregrad der akuten Belastungsreaktionen eine Rolle. Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „BetĂ€ubung“, mit einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschrĂ€nkten Aufmerksamkeit, einer UnfĂ€higkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Diesem Zustand kann ein weiteres SichzurĂŒckziehen aus der Umweltsituation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor, siehe F44.2) oder aber ein Unruhezustand und ĂberaktivitĂ€t (wie Fluchtreaktion oder Fugue). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurĂŒck. Teilweise oder vollstĂ€ndige Amnesie (siehe F44.0) bezĂŒglich dieser Episode kann vorkommen. Wenn die Symptome andauern, sollte eine Ănderung der Diagnose in ErwĂ€gung gezogen werden.â
Alexithymie
GefĂŒhlsblindheit, GefĂŒhlskĂ€lte.
Ambivalente Bindung
Die unsichere oder ambivalente Bindung ist Teil der Bindungstheorie. Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein angeborenes BedĂŒrfnis haben, enge und von intensiven GefĂŒhlen geprĂ€gte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie wurde von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt.
Kinder mit einer ambivalenten Bindung verhalten sich widersprĂŒchlich-anhĂ€nglich gegenĂŒber der Bezugsperson.
Amnesie
Amnesie (altgriechisch ÎŒÎœÎźÎŒÎ· mnĂ©mÄ, deutsch: âGedĂ€chtnisâ, âErinnerungâ) bezeichnet eine Form der Störung des GedĂ€chtnisses fĂŒr zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen.
Unterschieden werden: a) die retrograde Amnesie, mit Erinnerungsverlust vor einem Ereignis, b) die anterograde Amnesie fĂŒr den Erinnerungsverlust nach einem Ereignis.
Amygdala
Die Amygdala (Mandelkern) ist eine Region im Gehirn, die wie ein Rauchmelder ein Erlebnis als Gefahr wittert, dabei, bei groĂer Gefahr die Weiterleitung des Erlebnisses mehr oder minder an die GroĂhirnrinde unterbricht, aber an den Hirnstamm („Reptiliengehirn“) zurĂŒckleitet, wo unsere unbewussten Reflexe gesteuert werden, die ggf. das Ăberleben garantieren. Ohne entsprechende Reflexe kommt es zum Todstell-„Reflex“, also der Erstarrung oder dem „freeze“.
Anpassungsstörung
Eine Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf einmalige oder fortbestehende identifizierbare psychosoziale Belastungsfaktoren, die die Entwicklung klinisch bedeutsamer emotionaler oder verhaltensmĂ€Ăiger Symptome zur Folge hat. Nach einer traumatischen Situation kommt es zur Schock. Löst er sich nicht, erfolgt die Anpassungsstörung, die wiederum, wenn diese sich nicht lösen lĂ€sst, sich in die akute Belastungsreaktion fortsetzt.
Definition nach ICD-10: F43.2
Hierbei handelt es sich um ZustĂ€nde von subjektiver BedrĂ€ngnis und emotionaler BeeintrĂ€chtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und wĂ€hrend des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden LebensverĂ€nderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschĂ€digt haben (wie bei einem Trauerfall oder Trennungserlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer UnterstĂŒtzung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem gröĂeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen (wie Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Die individuelle PrĂ€disposition oder VulnerabilitĂ€t spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle; es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstanden wĂ€re. Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge (oder eine Mischung von diesen). AuĂerdem kann ein GefĂŒhl bestehen, mit den alltĂ€glichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen ein zusĂ€tzliches Symptom sein.
Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder lĂ€ngere depressive Reaktion oder eine Störung anderer GefĂŒhle und des Sozialverhaltens sein.
Arousal
Arousal ist ein Begriff der Psychologie und der Physiologie, welcher den allgemeinen Grad der Aktivierung des zentralen Nervensystems beim Menschen und bei Wirbeltieren bezeichnet. Charakteristische Merkmale sind Aufmerksamkeit, Wachheit, Reaktionsbereitschaft usw. Wir unterscheider das Hyperarousal als Ăbererregung und das Hypoarousal als Untererregung.
Belastungsreaktion, akute
Siehe âakute Belastungsreaktion
Belastungsstörung, posttraumatische S. PTBS
Halten die posttraumatischen Beschwerden lĂ€nger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als ĂŒberaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits weitere Traumatisierungen verkraften musste. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass die Beschwerden erst einige Wochen oder sogar Monate nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auftreten. Charakterisiert ist das PTBS durch die Traumatrias:
- Arosal (sie dort)
- Flashbacks (siehe dort) und
- Vermeidung (Vermeidung alles Situationen, Orte oder Menschen, die an das Trauma erinnern könnten)
Definition nach ICD-10: F43.1:
Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kĂŒrzerer oder lĂ€ngerer Dauer, mit auĂergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem AusmaĂ, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen wĂŒrde. PrĂ€disponierende Faktoren wie bestimmte, z.B. zwanghafte oder asthenische PersönlichkeitszĂŒge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle fĂŒr die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklĂ€ren. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrĂ€ngenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), TrĂ€umen oder AlbtrĂ€umen, die vor dem Hintergrund eines andauernden GefĂŒhls von BetĂ€ubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich GleichgĂŒltigkeit gegenĂŒber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenĂŒber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von AktivitĂ€ten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Ăbererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer ĂŒbermĂ€Ăigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind hĂ€ufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der FĂ€lle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. In wenigen FĂ€llen nimmt die Störung ĂŒber viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde PersönlichkeitsĂ€nderung (F62.0) ĂŒber.
Das DSM-V, die amerikanische Klassifikation seelischer ERkrankungen (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) sieht weitere Kriterien vor:
A: Konfrontation mit tatsÀchlichem oder  drohendem Tod, ernsthafter Verletzung  oder sexueller Gewalt
B: Wiedererleben
C: Vermeidung
D: Negative VerÀnderung von Kognitionen  oder Stimmungen im Zusammenhang  mit dem traumatischen Ereignis
E: VerÀnderungen des Erregungsniveaus
F: LÀnger als einen Monat
G: BeeintrÀchtigungen in sozialen,  beruflichen oder anderen  Funktionsbereichen
H: Die Störungen haben keine andere  Ursache
Beziehung
Eine stabile Beziehung ist eine der wichtigsten Faktoren in der TraumapĂ€dagogik oder Traumatherapie. Es gibt zwei Gefahren fĂŒr Beziehungen: zu viel Distanz oder zu wenig Distanz. Dazwischen ist ein schmaler Grat, der viel Erfahrung und Reflexion verlangt.
Siehe auch Bindungsstörungen.
Beziehung
Eine stabile Beziehung ist eine der wichtigsten Faktoren in der TraumapĂ€dagogik oder Traumatherapie. Es gibt zwei Gefahren fĂŒr Beziehungen: zu viel Distanz oder zu wenig Distanz. Dazwischen ist ein schmaler Grat, der viel Erfahrung und Reflexion verlangt.
Siehe auch Bindungsstörungen.
Bindung
Das Thema kommt aus der Bindungstheorie. Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein angeborenes BedĂŒrfnis haben, enge und von intensiven GefĂŒhlen geprĂ€gte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie wurde von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt. Wir unterscheiden:
- Die unsicher-vermeidende Bindung (siehe dort)
- Die unsicher-ambivalente Bindung, (siehe dort)
- Die desorganisierte Bindung (siehe dort)
Dies sind AusdrĂŒcke fĂŒr Bindungsstörungen, die eine
- Sichere Bindung
Verhindern.
Bindungsstörung
Siehe Bindung
Borderlinestörung
Eine der gravierendsten Persönlichkeitsstörungen, die nach schweren seriellen und/oder sequentiellen Traumatisierung ab der frĂŒhen Kindheit auftritt, sich aber erst ab Anfang 20 ausbildet und Teil des komplexen PTBS ist. Das DSM-V unterscheidet 9 Hauptsymptome, von denen 5 vorliegen mĂŒssen:
- Hektisches BemĂŒhen, tatsĂ€chliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.
- Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
- IdentitÀtsstörung: ausgeprÀgte und andauernde InstabilitÀt des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
- ImpulsivitĂ€t in mindestens zwei potenziell selbstschĂ€digenden Bereichen (z. B. Geldausgaben, SexualitĂ€t, Substanzmissbrauch, rĂŒcksichtsloses Fahren, âEssanfĂ€lleâ).
- Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
- Affektive InstabilitÀt infolge einer ausgeprÀgten ReaktivitÀt der Stimmung (z.B. hochgradige episodische Misslaunigkeit, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
- Chronische GefĂŒhle von Leere.
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z.B. hĂ€ufige WutausbrĂŒche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
- VorĂŒbergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Bottom-up-Methoden
WĂ€hrend die Psychotherapien per GesprĂ€ch auf funktionelle Störungen und körperliche ZustĂ€nde wirken wollen (Top-to-Down), sind es die Körpertherapien (Bottom-up), die vom Leib aus ĂŒber die Psyche auf das Persönlichkeitsmuster wirken wollen.
Brocca-Areal
Das Brocca-Areal ist das Sprachzentrum im Gehirn, das im Schock blockiert sein kann, so dass der Traumatisierte seine Erlebnisse nicht verbalisieren kann (âsprachloses Entsetzenâ).
Burn out
Erschöpfungsphase anhaltenden Stresses. Besonders hÀufig sind Menschen mit einer traumatischen Vorgeschichte betroffen.
Es resultiert aus einer dauerhaften Belastung, die die Belastbarkeitsgrenzen ĂŒberschreitet. Der dann erfolgende Zusammenbruch kann seelisch zu einer Depression, zu Ăngsten, Motivationsverlust und Hoffnungslosigkeit fĂŒhren, körperlich aber auch den Zusammenbruch vegetativer Regelkreise bewirken, die dann den Ausgangspunkt fĂŒr schwere körperliche Erkrankungen bilden.
Depersonalisation
Allgemein bezeichnet Depersonalisation den Verlust oder die VerĂ€nderung des ursprĂŒnglichen, natĂŒrlichen PersönlichkeitsgefĂŒhls. Im speziellen Sinne versteht man unter Depersonalisation einen verĂ€nderten Bewusstseinszustand, bei dem die Betroffenen
- ihre eigene Person (d.h. ihren Körper, ihre Persönlichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Erinnerung, ihr Denken, FĂŒhlen, Sprechen oder Handeln) und/oder
- Personen und Objekte innerhalb ihrer Umwelt
als verÀndert, fremd, nicht zu-sich-gehörig, leblos, fern oder unwirklich erleben.
Depression
Die Depression kann viele Ursachen haben: Sie kann infolge eines schweren Erlebnisses auftreten, als Persönlichkeitsstörung, als endogene Depression (unter der man heute eine Stoffwechselstörung des Gehirnes versteht), oder aufgrund eines allgemeinen KrÀfteverlusts im Rahmen schwerer konsumierender Erkrankungen.
Immer ist die Stimmung gedrĂŒckt, der Antrieb gehemmt, es kreisen negative Gedanken ohne Freud- oder LustgefĂŒhle, bei vermindertem SelbstwertgefĂŒhl, verlorenem Interesse an der Umgebung und verminderter LeistungsfĂ€higkeit.
Deprivation
Der Begriff Deprivation (lat. deprivareâ berauben) bezeichnet allgemein den Zustand der Entbehrung, des Entzuges, des Verlustes oder der Isolation von etwas Vertrautem sowie das GefĂŒhl einer Benachteiligung
Derealisation
Eine verfremdete Wahrnehmung der Umwelt, gekennzeichnet durch Entfremdung. Die Welt wird erlebt, als sÀhe man sie wie im Film.
DESNOS
âDisorder of Extreme Stress Not Otherwise Specifiedâ. Es handelt sich um die angloamerikanische Bezeichnung fĂŒr das âkomplexe PTBSâ. Hier sind die gravierenderen Symptome und KomorbiditĂ€ten beschrieben, die in der Definition des PTBS nicht enthalten sind.
Diese sind insbesondere:
- VerÀnderung der Emotionsregulation und Impulskontrolle
- VerÀnderung in Aufmerksamkeit und Bewusstsein
- Dissoziation,
- Derealisation,
- Depersonalisation
- VerÀnderung der Selbstwahrnehmung
- VerÀnderung in sozialen Beziehungen
- VerÀnderung der Lebenseinstellung
Somatisierungen
desorganisierte Bindung
Begriff aus der Bindungstheorie (siehe dort).
Hauptmerkmal desorganisiert gebundener Kinder sind bizarre Verhaltensweisen wie Erstarren, Im-Kreis-Drehen, Schaukeln und andere stereotype Bewegungen sowie völlige Emotionslosigkeit.
DIS (dissoziative IdentitÀtsstörung)
Ein anderes Wort fĂŒr âMultiple Persönlichkeitâ.
Dissoziation
Der Begriff Dissoziation in der Psychiatrie bezeichnet das teilweise bis vollstĂ€ndige Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhĂ€ngenden Funktionen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des GedĂ€chtnisses, der IdentitĂ€t und der Motorik. Das Problem der Namensgebung ist, dass Dissoziation auch fĂŒr gesunde Reaktionen gilt (z.B. abtauchen in ein Buch, eine Geschichte, Traum…). Das Wort „Dissoziation“ wird heute meist verwendet fĂŒr die dissoziative Störung.
dissoziative Störung
Siehe Dissoziation.
DSM-V
DSM-5 ist die AbkĂŒrzung fĂŒr die fĂŒnfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM; englisch fĂŒr âDiagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungenâ). Es handelt sich dabei um das dominierende psychiatrische Klassifikationssystem in den USA.
Dysregulation
Fehlregulation.
EMDR
EMDR steht fĂŒr Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet. Es handelt sich um eine Methode, bei der der Therapeut nach entsprechender Vorbereitung (Stabilisierung) den Patienten mit seinem Trauma konfrontiert, um dann mit der gefĂŒhrten Bewegung der Augen horizontal nach rechts und links mehrmals hin und her eine Distanzierung und bessere Verarbeitung des Traumas zu bewirken.
Emotionales Gehirn
Siehe âLimbisches Systemâ.
Entwicklungstrauma
Traumata in der Schwangerschaft und in der frĂŒhen Kindheit, also in einer Zeit, in der sich das Gehirn, die Lunge, das Immunsystem und wesentliche Funktionen des Organismus noch in Ausbildung befinden, können diese Reifung stoppen oder so verzögern. Das Wort „Entwicklungstrauma“ wird auch fĂŒr „FrĂŒhkindliches Trauma“ verwendet.
Epigenetik
Dieser Begriff wird besonders im Zusammenhang mit den transgenerativen Traumata verwendet. Durch extremen Stress werden manche Gene âabgeschaltetâ, indem sie durch Anlagerung von Methylgruppen blockiert werden. Es kommt also nicht zu VerĂ€nderungen des Erbgutes, wie bei Mutationen, sondern zu InaktivitĂ€t eines Genes, z.B. der Gene, die fĂŒr Stressresistenz zustĂ€ndig sind. So wird das Erbgut an die Nachkommen weitergegeben, die dadurch â um im Beispiel zu bleiben â eine verminderte Stressresistenz haben und nicht so resilient sind, wie sie ohne diese Abschaltung sein könnten. U.a. damit setzen sie die Traumafolgen ihrer Vorfahren fort.
Erstarrung
Im akuten Schockzustand bei einem Trauma kommt es zur Erstarrung oder âfreezeâ. Bewegungslos erstarrt der betreffende Mensch und kann nicht reagieren. Dabei sinkt der Herzschlag (Angstbradykardie), die Muskeln versteifen sich und die Kontrolle ĂŒber die Körperfunktionen lĂ€sst signifikant nach.
Erstmals wurde dies im Alten Testament beschrieben; Als LotŽs Weib vor Entsetzen angesichts des Unterganges von Sodom und Gomorra zur SalzsÀule erstarrte.
Im modernen Sprachgebrauch wird auch von „Freeze“ gesprochen.
Explizites GedÀchtnis
Auch narratives GedĂ€chtnis genannt, im Gegensatz zum implizierten GedĂ€chtnis. WĂ€hrend das implizierte GedĂ€chtnis weiĂ, welche Bewegungen unsere FĂŒĂe machen mĂŒssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten mĂŒssen, kann unser explizites GedĂ€chtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzĂ€hlen (narrativ).
Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugÀnglich. Wenn es gelingt, sie zu erzÀhlen, sind sie im expliziten GedÀchtnis angekommen und sind damit integrierbar in die biographische IdentitÀt.
Flashback
Flashbacks sind ErinnerungsbruchstĂŒcke an das traumatische Geschehen, die zusammenhangslos auftreten können oder durch Trigger hervorgerufen werden und akute Reaktionen auslösen, als bestĂŒnde in diesem Moment die Gefahr.
Flucht- und Kampfverhalten
WĂ€hrend wir im entspannten Zustand die gröĂtmöglichen Optionen fĂŒr unser Handeln haben, ist Stress die Reaktion, die fĂŒr Flucht und Kampf geschaffen ist und entsprechend stellen wir uns auf einen Flucht- oder Kampfmodus ein. Flucht kann auch RĂŒckzug, Vermeidung oder Depression bedeuten, Kampf kann unterschiedliche AusprĂ€gungen von Extraversion beinhalten von Exaltiertheit bis hin zur Aggression.
Frontallappen
Die Region des Gehirnes, das uns als Werkzeug fĂŒr unsere bewussten Gedanken, PlĂ€ne, Vorstellungen und Reflexionen dient. Auch „sekundĂ€re GefĂŒhle“, wie Empathie, Verzeihen und VerstĂ€ndnis fĂŒr Handlungsweisen Anderer werden hier bewusst.
funktionale Magnetresonanz-tomographie (fMRI)
Die funktionelle Magnetresonanztomographie, abgekĂŒrzt fMRT oder fMRI (fĂŒr englisch functional magnetic resonance imaging), ist ein bildgebendes Verfahren, um physiologische Funktionen im Inneren des Körpers mit den Methoden der Magnetresonanztomographiedarzustellen. fMRT im engeren Sinn bezeichnet Verfahren, welche aktivierte Hirnareale (meist basierend auf der Blutoxygenierung) mit hoher rĂ€umlicher Auflösung darstellen können. Damit wird untersucht, welche Hirnregionen z.B. bei einem Trauma stĂ€rker und welche schwĂ€cher arbeiten.
Freeze
Im akuten Schockzustand bei einem Trauma kommt es zur Erstarrung oder âfreezeâ. Bewegungslos erstarrt der betreffende Mensch und kann nicht reagieren. Dabei sinkt der Herzschlag (Angstbradykardie), die Muskeln versteifen sich und die Kontrolle ĂŒber die Körperfunktionen lĂ€sst signifikant nach.
Alle weitere Entwicklung hÀngt davon ab, inwieweit diese Erstarrung gelöst, dieses Eingefrorensein aufgetaut werden kann.
Gefahrenwarnsystem
Wie von alleine werden alle Nachrichten und Wahrnehmungen, die wir haben, bevor sie zu Bewusstsein kommen, ĂŒberprĂŒft. Dies geschieht im Gehirn in dem Mandelkern, der die aktuellen Wahrnehmungen mit den bisher gemachten Erfahrungen (die im Hippocampus verfĂŒgbar sind) abgleicht. Entspricht die Wahrnehmung nicht der Erfahrung, wird âAlarmâ geschlagen, das Stammhirn reagiert mit der Stresskaskade, zugleich, falls es sich nicht um eine als existentiell empfundene Gefahr handelt, wird die Hirnrinde âinformiertâ, die das Geschehen zu interpretieren sucht. Kommt es z.B. zur Wahrnehmung eines Verbrennungsgeruchs, so wird hier entschieden, ob man besser flĂŒchtet, oder ob es die Steaks in der Bratpfanne sein könntenâŠ
GegenĂŒbertragung
Die GegenĂŒbertragung ist Teil des Ăbertragungs-GegenĂŒbertragungssystems, das in der Psychoanalyse beschrieben worden ist.
In der Ăbertragung werden alte nicht erfĂŒllte und verdrĂ€ngte WĂŒnsche, BefĂŒrchtungen und Erwartungen, die man in der Kindheit z.B. in Bezug auf das Rollenverhalten der Eltern hatte, auf Menschen ĂŒbertragen, zu denen man aufsieht. Dahinter steckt die unbewusste Hoffnung, dass z.B. der Therapeut in dem therapeutischen Prozess diese Rolle des Vaters, der Mutter, der Geschwister oder anderer relevanten Menschen ĂŒbernimmt.
Von GegenĂŒbertragung sprechen wir, wenn, in diesem Fall der Therapeut, auf die Ăbertragung reagiert und die Rolle mit allen dazugehörigen Empfindungen, Erwartungen und Vorurteilen ĂŒbernimmt. Damit verlĂ€sst er seine neutrale Position, was fĂŒr den therapeutischen Prozess kontraproduktiv ist, auĂer wenn anhand dieser Konstellation Konflikte offenbar werden, die dann zum Inhalt der Therapie werden.
GehirnverÀnderungen
Im Schock werden manche Hirnregionen vermindert durchblutet (Cortex, Brocca-Zentrum und Corpus callosum). Andere, wie der Mandelkern aber verstĂ€rkt. Kommt es durch serielle Traumata oder durch Flashbacks immer wieder zu derselben Situation, so prĂ€gen sich diese Schaltkreise ein, verstĂ€rken sich und irgendwann genĂŒgen immer geringere Reize, um diese Stressphysiologie auszulösen (âNeurons that fire together, wire toghetherâ).
GesprÀchstherapie
Die wichtigste Intervention nach einem Trauma ist das GesprĂ€ch. Es vermittelt VerstĂ€ndnis (ânicht du bist verkehrt, sondern das, was du erlebt hast, war verkehrtâ), es begrĂŒndet die zuverlĂ€ssige Beziehung und schafft den Raum, in dem der Betroffene so sein darf, wie er ist und sich dessen nicht schĂ€men muss. Der Aufbau der GesprĂ€che ist SMART PURE CLEAR: spezifisch (S), messbar (M), d.h. am Verlauf wird abgelesen, ob die Indikatoren, die man fĂŒr einen Fortschritt im Vorfeld glaubt erreichen zu können, auch eintreten, ist attraktiv (A), da er Elemente enthĂ€lt, auf die der Klient gerne zurĂŒckkommt, realistisch (R), also nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig versprechend und terminiert (T), d.h., sie haben anders, als private Kontakte einen definierten Zeitrahmen. Sie haben ein positives Ziel (P), sie verlaufen verstĂ€ndlich (Understood:U), sind relevant (R) und haben einen ethischen Hintergrund (E). Ferner haben sie einen herausfordernden, also entwicklungsorientierten Verlauf (Challenging: C), sind legal vereinbart (L), sind fĂŒr die Mitmenschen vertrĂ€glich (Enviromentally Sound: E), klar vereinbart (Agreed: A) und werden protokolliert (Recordet: R).
Hippocampus
Der Hippocampus ist eine Hirnregion, die ein Forscher einmal als einem Seepferdchen (âHippocampusâ) Ă€hnlich aussehend gesehen hat. Hier sind die verfĂŒgbaren Erfahrungen gespeichert, mit denen die aktuellen Wahrnehmungen abgeglichen werden, bevor sie zu Bewusstsein kommen. Wenn wir eine Kuh auf der Weide sehen, meldet der Hippocampus, dass das ganz normal sei und es kommt dann oft nicht einmal zum Bewusstsein. Flöge aber eine Kuh an uns vorbei, wĂŒrde der Hippocampus das nicht mehr als ânormalâ bezeichnen und wir bekĂ€men einen Schreck.
Hirnstamm
Auch Reptiliengehirn genannt. Es ist evolutorisch der Ă€lteste Teil des Gehirns, das bereits Reptilien hatten. Hier werden die wichtigsten Ăberlebensreflexe gesteuert (Atmung, Herzschlag, Nahrungsaufnahme, Flucht, Kampf, Vermehrung).
HRV (HerzratenvariabilitÀt)
Die HerzratenvariabilitĂ€t (englisch heart rate variability, HRV) wird die FĂ€higkeit eines Organismus (Mensch, SĂ€ugetier) bezeichnet, die Frequenz des Herzrhythmus zu verĂ€ndern. Auch im Ruhezustand treten spontan VerĂ€nderungen des zeitlichen Abstandes zwischen den HerzschlĂ€gen auf. Der Puls verĂ€ndert sich dann mit dem Atemrhythmus. Diese Rhythmuskompetenz ist die Grundlage fĂŒr Anpassung. Eine verminderte HerzratenvariabilitĂ€t ist MaĂ des Stresslevels: das Herz schlĂ€gt dann mehr im Takt. Die HRV ist Grundlage der Gesundheit. Je schlechter die HRV, desto eher können bei Zunahme von Risikofaktoren dort Erkrankungen entstehen, wo der Organismus seine Schwachstellen hat.
Hyperarousal
Ăbererregung. Besonders im Stress, bei Angst und Panik wird der Sympathicus (Sym: mit; Pathos: GefĂŒhl), der vegetative Nerv, der als ĂbertrĂ€gerstoff Adrenalin ausschĂŒttet, aktiviert mit höherem Blutdruck, schnellerer Herzfrequenz, höherem Schlagvolumen und tieferer Atmung und desorganisierter kognitive Verarbeitung von Wahrnehmung und Information. Es treten intrusive Bilder, Affekte und dazu gehörige Körpersensationen auf und wirken störend. Gesteigerte und unkontrollierte ReagibilitĂ€t.
Hypoarousal
Untererregung. Diese werden vom Gegenspieler des Nervus Sympathicus, dem Parasympathicus (âohne GefĂŒhlâ) dominiert, der die vegetativen Regulationen beruhigt. Es kann zur Blockade der kognitiven Verarbeitung kommen, man leidet an körperlichen Erschöpfungszeichen, Emotionslosigkeit, Taubheit, Leere, PassivitĂ€t. Es kommt zu einer starken Distanz zum Erleben, ggf. zur Dissoziation. Verringerte körperliche Beweglichkeit und Reaktionsvermögen.
ICD-10
Der ICD-10: Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision,German Modification (ICD-10-GM) ist die amtliche Klassifikation zur VerschlĂŒsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationĂ€ren Versorgung in Deutschland.
Imagination
Die FÀhigkeit, sich etwas (Dinge, Erlebnisse, Geschehnisse) bildhaft vorstellen zu können. Der Begriff der Imagination im anthroposophischen Kontext hat damit nur entfernt zu tun. Aber durch die Verbildlichung von stattgehabten (traumatischen) Erlebnissen und deren Gestaltung kann man aktiv die zuvor passiv erlebten Ereignisse handhaben und damit Distanz schaffen und sich in das als fremd erlebte wieder einbringen (Siehe PITT nach L. Reddemann).
Implizites GedÀchtnis
Im Gegensatz zum narrativen GedĂ€chtnis, auch explizites GedĂ€chtnis genannt. WĂ€hrend das implizierte GedĂ€chtnis weiĂ, welche Bewegungen unsere FĂŒĂe machen mĂŒssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten mĂŒssen, kann unser explizites GedĂ€chtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzĂ€hlen (narrativ).
Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugÀnglich. Wenn es gelingt, sie zu erzÀhlen, sind sie im expliziten GedÀchtnis angekommen und in integrierbar in die biographische IdentitÀt.
Intrusion
Als Intrusion wird das Wiedererinnern und Wiedererleben von psychotraumatischen Ereignissen in der Psychotraumatologie verstanden. Intrusionen umfassen Bilder, Flashbacks und AlbtrÀume.
Sie können auch als ins Bewusstsein einschieĂende, aufdringliche Gedanken und Vorstellungen auftreten (englisch intrusive thoughts).
Intrusionen gelten als Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Intrusionen werden zumeist durch einen SchlĂŒsselreiz ausgelöst (âTriggerâ). Die betroffene Person kann das traumatische Ereignis so in vielen Einzelheiten wiedererleben.
Kampf- und Fluchtverhalten
WĂ€hrend wir im entspannten Zustand die gröĂtmöglichen Optionen fĂŒr unser Handeln haben, ist Stress die Reaktion, die fĂŒr Flucht und Kampf geschaffen sind und entsprechend stellen wir uns auf ein Flucht- oder Kampfmodus ein. Flucht kann auch RĂŒckzug, Vermeidung oder Depression bedeuten, Kampf kann unterschiedliche AusprĂ€gungen von Extraversion beinhalten von Exaltiertheit bis hin zur Aggression.
Kindheitstraumata
Siehe Entwicklungstrauma.
KomorbiditÀt
Unter KomorbiditĂ€ten versteht man abgrenzbare Erkrankungen, die durch die Grunderkrankung aufgerufen werden können, aber auch fĂŒr sich bestehen können. Ein PTBS gilt als TĂŒröffner fĂŒr solche KomorbiditĂ€ten wie z.B.:
- Depression
- Angst, Panikstörung
- Zwangsstörungen
- Psychosomatosen:
- MigrÀne, Kreislaufbeschwerden, Verdauungsstörungen, sexuelle Dysfunktion u.a.
- Essstörungen
- Suchterkrankung
komplexes PTBS
- auch DESNOS: âDisorder of Extreme Stress Not Otherwise Specifiedâ. Es handelt sich um die angloamerikanische Bezeichnung fĂŒr das âkomplexe PTBSâ. Hier sind die gravierenderen Symptome und KomorbiditĂ€ten beschrieben, die in der Definition des PTBS nicht enthalten sind.
Diese sind insbesondere:
- VerÀnderung der Emotionsregulation und Impulskontrolle
- VerÀnderung in Aufmerksamkeit und Bewusstsein
- Dissoziation,
- Derealisation,
- Depersonalisation
- VerÀnderung der Selbstwahrnehmung
- VerÀnderung in sozialen Beziehungen
- VerÀnderung der Lebenseinstellung
Somatisierungen
limbisches System
Das limbische System ist evolutorisch nach den Reptilien besonders im SĂ€ugetierreich entstanden. Es ist ein System im Gehirn, das Grundlage fĂŒr LernfĂ€higkeit ist und das System, das man heute mit unseren Emotionen in Verb.
Mandelkern (Amygdala)
Die Amygdala (Mandelkern) ist eine Region im Gehirn, die wie ein Rauchmelder ein Erlebnis als Gefahr wittert, dabei, bei groĂer Gefahr die Weiterleitung des Erlebnisses an die GroĂhirnrinde unterbricht, aber an den Hirnstamm („Reptiliengehirn“) zurĂŒckleitet, wo unsere unbewussten Reflexe gesteuert werden, die ggf. das Ăberleben garantieren. Ohne entsprechende Reflexe kommt es zum Todstell-„Reflex“, also der Erstarrung oder dem „freeze“.
narratives GedÀchtnis
Auch explizites GedĂ€chtnis genannt, im Gegensatz zum implizierten GedĂ€chtnis. WĂ€hrend das implizierte GedĂ€chtnis weiĂ, welche Bewegungen unsere FĂŒĂe machen mĂŒssen, wenn die Ampel rot wird und wir kuppeln und schalten mĂŒssen, kann unser explizites GedĂ€chtnis die Erinnerungen wiedergeben und verbalisieren, bzw. erzĂ€hlen (narrativ).
Viele der Erinnerungen an das Trauma sind implizit und dem Bewusstsein nicht direkt zugÀnglich. Wenn es gelingt, sie zu erzÀhlen, sind sie im expliziten GedÀchtnis angekommen und in integrierbar in die biographische IdentitÀt.
Neocortex
Neo = neu, d.h., es handelt sich um das neueste, also jĂŒngste Glied des Gehirnes, die GroĂhirnrinde, das wir nutzen fĂŒr alle bewussten Funktionen unserer Seele und unseres Geistes.
NotfallpÀdagogik
In den ersten Tagen und Wochen nach einem Trauma versucht die NotfallpĂ€dagogik eine psychosoziale Stabilisierung von Betroffenen zu erreichen. Sie werden darin unterstĂŒtzt, traumatisierende Erlebnisse zu verarbeiten und in die eigene Biografie zu integrieren. Durch die Anregung der SelbstheilungskrĂ€fte sollen eventuelle Traumafolgestörungen abgemildert oder ganz abgewendet werden.
Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners haben auf der Grundlage der WaldorfpÀdagogik und der verwandten Therapieformen (Kunsttherapie, ErlebnispÀdagogik, Eurythmie u.a.) Methoden entwickelt, mit denen sie Kindern in Kriegs- und Krisengebieten auf EinsÀtzen im multiprofessionellen Teams helfen.
OpferidentitÀt Opferrolle
Gemeint ist die Identifizierung des Selbst als Opfer, die Annahme der Opferrolle, genannt âViktimisierungâ. Die Opferrolle kann vordergrĂŒndig entlasten, weil wir die Verantwortung fĂŒr unser Leid dem TĂ€ter zuschreiben und uns schuldlos fĂŒhlen dĂŒrfen. Als Opfer bekommen wir auch Zuwendung in Form von Mitleid und ggf. UnterstĂŒtzung. Solange wir aber die Opferrolle nicht abstreifen können, setzen wir den TĂ€ter an die Stelle unserer eigenen Motivation, wir rĂ€umen die Stelle, an der wir unsere Schicksale selber lenken und setzen den an diese Stelle, den wir am meisten fĂŒrchten, oder den wir verachten. Damit vergiften wir uns selber.
Ort, sicherer
Der sichere Ort ist ein zentraler Begriff der TraumapĂ€dagogik und Ziel erster MaĂnahmen. Im Krieg unter den TrĂŒmmern, nach einem Erdbeben ist es das Wichtigste einen Ort zu schaffen, in dem die traumatisierten Menschen sich sicher fĂŒhlen können. Der Begriff ist aber auch eine Metapher. Der âsichere Ortâ kann auch der Leib sein, in dem sich die Seele des betroffenen Menschen sicher fĂŒhlt, aber auch die Seele, in der sich das Ich des Menschen geborgen fĂŒhlen kann.
Paranoia
Wahn.
Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsstörungen (PS) stellen schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens dar. Bei ihnen sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprÀgt, unflexibel oder wenig angepasst. Sie bezeichnen lang andauernde Erlebens- und Verhaltensmuster, verursacht durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder spÀteren Lebensabschnitten, genetische Faktoren oder erworbene HirnschÀden. Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab. Die persönliche LeistungsfÀhigkeit im sozialen, beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeintrÀchtigt.
Per sonare: Hindurchtönen; âPersonâ ist das Muster, das Gewand, das sich um unser âIchâ legt, mit dem es in der Welt agiert. Wir unterscheiden die
- paranoide PS
- Narzistische PS
- Schizoide PS
- Histrionische PS
- Emotional instabile PS (Borderline)
- Dissoziale PS
- Selbstunsicher PS
- Dependente PS
- Anarkastische (zwanghafte) PS
- Ăngstlich vermeidende PS
- AbhÀngige PS
- Schizotypische PS
- Passiv-aggressive PS
- Kombinierte PS
https://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
PITT
In der PITT wird ĂŒber das Medium einer hilfreichen Beziehung vor allem die Selbstbeziehung und SelbstberuhigungsfĂ€higkeit betont und mittels Imagination angeregt, diese neu zu gestalten und seelische Wunden damit einer Heilung zuzufĂŒhren. MitgefĂŒhl der Therapeutin/des Therapeuten und der Patientin/des Patienten fĂŒr sich selbst im Sinne einer imaginativen Nachbeelterung nimmt einen zentralen Platz in der therapeutischen Arbeit ein. Diese Methode wurde von Luise Reddemann entwickelt.
Pitt-Kid
Andreas KrĂŒger hat die PITT-Methode fĂŒr Kinder ab 3 Jahren angepasst und nennt sie PITT-KID. Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie fĂŒr Kinder und Jugendliche – PITT-KIDÂź stellt eine ressourcenorientierte, integrative Behandlungsmethode fĂŒr Trauma-Folgestörungen im Kindes- und Jugendalter dar.
PTBS
Halten die posttraumatischen Beschwerden lĂ€nger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als ĂŒberaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits weitere Traumatisierungen verkraften musste. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass die Beschwerden erst einige Wochen oder sogar Monate nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auftreten. Charakterisiert ist das PTBS durch die Traumatrias:
- Arosal (sie dort)
- Flashbacks (siehe dort) und
- Vermeidung (Vermeidung alles Situationen, Orte oder Menschen, die an das Trauma erinnern könnten)
Definition nach ICD-10: F43.1:
Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kĂŒrzerer oder lĂ€ngerer Dauer, mit auĂergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem AusmaĂ, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen wĂŒrde. PrĂ€disponierende Faktoren wie bestimmte, z.B. zwanghafte oder asthenische PersönlichkeitszĂŒge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle fĂŒr die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklĂ€ren. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrĂ€ngenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), TrĂ€umen oder AlbtrĂ€umen, die vor dem Hintergrund eines andauernden GefĂŒhls von BetĂ€ubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich GleichgĂŒltigkeit gegenĂŒber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenĂŒber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von AktivitĂ€ten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Ăbererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer ĂŒbermĂ€Ăigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind hĂ€ufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der FĂ€lle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. In wenigen FĂ€llen nimmt die Störung ĂŒber viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde PersönlichkeitsĂ€nderung (F62.0) ĂŒber.
REM-Schlaf
Der Schlaf folgt einer Architektur, in der alle ca. 90 Minuten die REM-Phase (rapid eye movement) erfolgt, in der die Augen schnell bewegt werden und wir nahe am Aufwachen sind, meist auch in dieser Phase trÀumen. Dazwischen steigt der Schlaf in mehreren Stufen in die Tiefschlafphase (Delta-Phase) ab, um wieder in Richtung REM-Phase aufzusteigen. Dieser 90-Minuten-Rhythmus ist meist gestört, wenn der Schlaf nicht erholsam ist.
Reptilienhirn
Als âReptilienhirnâ bezeichnen wir die Region des Gehirnes, das bereits bei Reptilien entwickelt ist: der Hirnstamm mit dem verlĂ€ngerten RĂŒckenmark. Hier werden alle ĂŒberlebenswichtigen Reflexe koordiniert.
Resilienz
Resilienz (von lateinisch resilire âzurĂŒckspringenâ âabprallenâ) oder psychische WiderstandsfĂ€higkeit ist die FĂ€higkeit, Krisen zu bewĂ€ltigen und sie durch RĂŒckgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass fĂŒr Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), WiderstandsfĂ€higkeit (Hardiness), BewĂ€ltigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).
Faktoren der Resilienz werden von den Autoren unterschiedlich benannt. Es sind u.a.:
- Akzeptanz
- FlexibilitÀt
- Verlassen der Opferrolle
- Verantwortung fĂŒr sich ĂŒbernehmen
- Menschliche tragfÀhige Beziehungen
- BewÀltigungsorientierte Einstellung (Transformationsbereitschaft)
SpiritualitÀt
Ressourcen
Französisch: âla resourceâ = âQuelleâ, âMittelâ
aus lat. âresourgereâ = âhervorquellenâ
Ressourcen, sind Quellen, aus denen man schöpfen kann, die Mittel, eine Handlung zu tÀtigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen.
Es gibt Ă€uĂere, soziale und innere Ressourcen.
ĂuĂere Ressourcen:
- Materielle Dinge
- Arbeit
- Gesundheit
- Natur
- Musik
- Kunst Kultur
Soziale Ressourcen:
- Familie
- Partner
- Freunde
- Wichtige Menschen, an denen man sich orientiert
- Vereine
- Die kleinen EindrĂŒcke von Menschen im Alltag
Innere Ressourcen:
- Persönliche Eigenschaften und FÀhigkeiten
- Kompetenzen und Bildung
- Interessen
- Hobbys
- Ziele
- Ăberzeugungen, Werte
- Eigene Ideen
- SpiritualitÀt
- Rhythmen, Rituale
- Hoffnungen
Erinnerungen an Gutes.
Retraumatisierung
Durch Flashbacks, die die gleiche IntensitÀt haben, wie die erinnerten traumatischen Situationen, wird immer wieder in dieselbe Kerbe geschlagen. Wir können retraumatisieren, indem wir nachfragen, den Klienten zwingen, von seinen schrecklichen Erlebnissen zu erzÀhlen.
Rhythmus
Das erste, was im Stress verloren geht, ist die Rhythmuskompetenz des Organismus, messbar an der HerzratenvariabilitÀt (HRV) (siehe dort).
Auch die Rhythmen des Organismus bedĂŒrfen der kulturellen Rhythmen, an die sie sich anpassen, sie adaptieren und annehmen. Bei traumatisierten Menschen sind die Rhythmen gestört: HRV, Schlaf-Architektur, Tag-Nacht-Rhythmus, der Rhythmus der inneren Organe etc. Durch Rhythmen und Rituale geben wir wieder Rhythmen vor, an die sich der Organismus ad aptieren kann.
Rorschachtest
Der Rorschachtest oder Rorschach-Test (Tintenkleckstest, eigentlich: Rorschach-Formdeuteversuch) ist ein psychodiagnostisches Testverfahren, fĂŒr das der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach (1884â1922) eine eigene Persönlichkeitstheorie entwickelte und das spĂ€ter mit den Theorien der Freudâschen Schule verbunden wurde. Es gehört zu den sogenannten projektiven Tests und wird von Psychoanalytikern und Psychiatern angewendet mit dem Ziel, die gesamte Persönlichkeit des Probanden zu erfassen. UrsprĂŒnglich bezog sich der Begriff âPsychodiagnostikâ nur auf diese Methode.
Es werden âzufĂ€lligeâ Tintenklecksbilder den Probanden gezeigt und sie werden aufgefordert, zu erzĂ€hlen, was sie in den Formen sehen. Traumatisierte sehen oft in den Bildern Assoziationen an ihr Trauma.
SĂ€ugetierhirn
Das SĂ€ugetierhirn wird auch als âlimbisches Systemâ bezeichnet. Siehe dort.
Scham
Das Ăberaschende fĂŒr den AnfĂ€nger ist oft, dass der Traumatisierte, das Opfer einer Gewalttat oder eines Missbrauchs sich fĂŒr die Tat schĂ€mt, die der TĂ€ter an ihm begangen hat. Er fĂŒhlt sich schuldig, weil er den TĂ€ter
Schlaf
Siehe REM-Schlaf.
SchuldgefĂŒhle
Siehe Scham.
SekundÀr-traumatisierung
Ein PhÀnomen, das bei Helfern beobachtet wird: Die Schilderung der Traumatisierten wirken auf den zuhörenden Helfer so schockierend, dass er durch das Zuhören selber traumatisiert wird.
sichere Bindung
Siehe Bindung.
sicherer Ort
Der sichere Ort ist ein zentraler Begriff der TraumapĂ€dagogik und Ziel erster MaĂnahmen. Im Krieg unter den TrĂŒmmern, nach einem Erdbeben ist es das Wichtigste einen Ort zu schaffen, in dem die traumatisierten Menschen sich sicher fĂŒhlen können. Der Begriff ist aber auch eine Metapher. Der âsichere Ortâ kann auch der Leib sein, in dem sich die Seele des betroffenen Menschen sicher fĂŒhlt, aber auch die Seele, in der sich das Ich des Menschen geborgen fĂŒhlen kann.
Stabilisierung
Eine Stabilisierung ist die Grundlage dafĂŒr, dass in einer Therapie das traumatische Geschehen bearbeitet werden kann. Dazu wird in aller Regel die Aufmerksamkeit zunĂ€chst auf die vorhandenen Ressourcen gelenkt und diese werden aktiviert, bis wieder Sicherheit empfunden wird (Siehe auch âder sichere Ortâ).
Stress
Stress ist die Reaktion des Organismus auf Gefahren. Dabei werden durch die Stresshormone Adrenalin und Cortison KrĂ€fte mobilisiert, die wir fĂŒr Flucht oder Kampf benötigen (Siehe auch dort). Wenn wir diese Kraft anwenden, um zu kĂ€mpfen oder zu fliehen, dient Stress dem Ăberleben. Wird die entstandene Kraft nicht nach AuĂen angewandt, kann bei lĂ€nger anhaltendem Stress diese Kraft nach innen zerstörerisch wirken. Ein Trauma wird auch âtoxischer Stressâ genannt. Hier werden besonders viele KrĂ€fte mobilisiert, die aber in der Erstarrung nicht zur Anwendung kommen. Daher auch die Definition eines Traumas durch die vier âFÂŽsâ: No flight, not fight, but freeze and fragmentationâ.
TĂ€terintrojekt
TĂ€terintrojekte nennt man die unbewussten Identifizierungen eines Opfers mit dem TĂ€ter. Gegen den eigenen Willen werden solche Identifizierungen Teil der Persönlichkeit des Opfers: komplexe und komplizierte Strukturen, die der TĂ€ter durch brutale Ăbergriffe in dem Opfer bewirken. Besonders bei Kindern, die frĂŒh Gewalt durch Elternteile erfahren haben oder bei Menschen mit langer AbhĂ€ngigkeit finden wir solche Verinnerlichungen solcher Rollenmuster des TĂ€ters. Sie dienen wahrscheinlich der Abwehr von Scham und SchuldgefĂŒhlen und dem Bewahren der Beziehung vom TĂ€ter, von dem sich das Opfer weiter abhĂ€ngig fĂŒhlt (z.B. Eltern). In der Traumatherapie werden die TĂ€terintrojekte auch die inneren âWiedersacherâ genannt.
Thalamus
Der Thalamus (von griech. ÎÎŹÎ»Î±ÎŒÎżÏ thĂĄlamos âSchlafgemachâ, âKammerâ) ist eine Hirnregion des Zwischenhirnes (Siehe auch âSĂ€ugetiergehirn), das die eingegangenen Wahrnehmungen und Informationen koordiniert an die Hirnrinde weitergibt. Er ist fĂŒr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zustĂ€ndig. Im traumatischen Schock wird der Thalamus weitestgehend inaktiviert und bleibt in seiner TĂ€tigkeit eingeschrĂ€nkt, wenn es nicht gelingt, die Erstarrung zu lösen. Nach frĂŒhkindlichen Traumata (Siehe âEntwicklungstraumaâ), bleibt das Thalamus oft kleiner, als bei Kindern ohne Traumata.
Top-Down-Therapie
Im Gegensatz zu den Bottom-up-Therapien (Siehe dort) sind die Therapien gemeint, die ĂŒber das GesprĂ€ch und die Ansprache des Bewusstseins bis in körperliche VorgĂ€nge herein wirken wollen.
transgeneratives Trauma
Unter transgenerativen Traumata verstehen wir die Fortsetzung des traumatischen Prozesses durch die nachfolgenden Generationen. Eine Schiene sind die epigentischen Prozesbenutztse (Siehe dort), aber auch die verĂ€nderten Interaktionen der traumatisierten Eltern in der Erziehung ihrer Kinder. Die TĂ€terintrojekte (Siehe dort) der Eltern wirken auf die Kinder, ebenso das Schweigen ĂŒber ihre Erlebnisse, die Geheimnisse, die das Kind als bedrohlich erlebt, die Ăngste der Eltern, die das Kind mitbekommt etc. hindern die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes.
Trauma
Das Wort âTraumaâ bedeutet Wunde oder Verletzung. Dieser Begriff wird heute verkĂŒrzt meist fĂŒr seelische Verletzungen (Psychotrauma) verwendet. Viele Verletzungen heilen von alleine, wie auch seelische Verletzungen. Aber wie bei der körperlichen Wunde auch, kann es zu Heilungsverzögerungen, schweren Erkrankungen oder Invalidisierungen kommen.
Das Trauma wird dabei nicht alleine durch das traumatische Erlebnis charakterisiert, sondern auch dadurch, auf welche Bedingungen es bei dem Opfer trifft, welche ResilienzkrĂ€fte es hat, welche Reife, welche kulturellen Bedingungen herrschen, welche UnterstĂŒtzenden Faktoren vorliegen.
Trauma ist eine sich historisch wandelnde Kategorie, heute wirken Erlebnisse traumatisierend, die es frĂŒher nicht waren und umgekehrt, wie auch in unterschiedlichen Kulturen manche Ereignisse anders erlebt werden: Traumata sind keine ahistorischen und transkulturellen PhĂ€nomene. Bei Menschen gleichen Geschlechtes, gleichen Alters, die dieselben kulturellen Bedingungen haben, kann das selbe Ereignis völlig unterschiedliche Auswirkungen haben.
Traumafolgestörungen
Siehe
- Anpassungsstörung
- Akute Belastungsreaktion
- PTBS
- DESNOS
KomorbiditÀten
TraumapÀdagogik
WĂ€hrend die Traumatherapie von ausgebildeten Psychotherapeuten durchgefĂŒhrt wird, in der Regel mit einer Sitzung pro Woche, wird in der TraumapĂ€dagogik der Alltag traumaspezifisch gestaltet. Sie steht nicht im Widerspruch zur Traumatherapie. TraumapĂ€dagogik entwickelt Methoden der Stabilisierung, des sozialen Vertrauens, versucht kreative Potentiale neu zu wecken, Rhythmen und Rituale zu pflegen, den Alltag zu strukturieren, sichere Orte zu schaffen und Schutz und Geborgenheit zu gewĂ€hren.
Traumatherapie
In der Regel erfolgt eine Traumatherapie in drei Schritten:
- Stabilsierung mit Psychoedukation
- Traumabearbeitung
- Neuorientierung
traumatische Erinnerungen
Die Erinnerungen an das traumatische Geschehen haben anders, als gewöhnliche Erinnerungen, die Eigenschaft, unverhofft, ungewollt und heftig aufzutreten, sie sind mit denselben BedrohungsgefĂŒhlen verbunden, wie sie das traumatische Erlebnis seinerzeit hervorgerufen haben. Die Erinnerungen. Viele Anteile der traumatischen Erinnerungen gehören dem impliziten GedĂ€chtnis an und nicht dem expliziten GedĂ€chtnis (Siehe: narrative Erinnerung). Das plötzliche Auftreten der traumatischen Erinnerung wird âFlashbackâ genannt (Siehe dort) und ist Teil der Traumatrias des PTBS.
traumatischer Stress
Auch toxischer Stress genannt. Siehe Stress.
Traumatrias
Arousal, Flashback und Vermeidung sind die drei Hauptsymptome des PTBS.
Trigger
Unter Triggern verstehen wir die Auslöser fĂŒr Flashbacks. Es können Farben, GerĂŒche, Gedanken, Stimmen, Situationen o.a. sein, die plötzlich das traumatische Erlebnis mit all seinen Emotionen wieder wachruft.
Typ-1-Trauma
Ein Typ-I-Trauma ist eine einmalige schreckliche Erfahrung, die ein Mensch (meist) im Erwachsenenalter macht. Zu solchen Erfahrungen gehören zum Beispiel UnfÀlle oder Erfahrungen mit Gewalt, Krieg oder Katastrophen.
Typ-2-Trauma
Unter âTyp-II-Traumaâ wird eine chronische Traumatisierung verstanden. Dabei muss es sich nicht unbedingt um einzelne, schlimme Ereignisse handeln. Viele Menschen sind in ihrer Kindheit chronisch traumatisiert worden, ohne dass sie sagen wĂŒrden, sie wĂ€ren misshandelt oder vernachlĂ€ssigt worden. Es sind jedoch viele grenzwertige Erlebnisse, wie Strafen, Trennungen, Auseinandersetzungen, Missachtung, Kritik oder Liebesentzug, die in ihrer Summe eben doch zu einem âTraumaâ fĂŒhren können.
Ăbertragung
Siehe unter GegenĂŒbertragung.
unsichere Bindung
Siehe âBindungâ.
Viktimisierung
Gemeint ist die Identifizierung des Selbst als Opfer, die Annahme der Opferrolle. Die Opferrolle kann vordergrĂŒndig entlasten, weil wir die Verantwortung fĂŒr unser Leid dem TĂ€ter zuschreiben und uns schuldlos fĂŒhlen dĂŒrfen. Als Opfer bekommen wir auch Zuwendung in Form von Mitleid und ggf. UnterstĂŒtzung. Solange wir aber die Opferrolle nicht abstreifen können, setzen wir den TĂ€ter an die Stelle unserer eigenen Motivation, wir rĂ€umen die Stelle, an der wir unsere Schicksale selber lenken und setzen den an diese Stelle, den wir am meisten fĂŒrchten, oder den wir verachten. Damit vergiften wir uns selber.
Wiedererleben
Siehe âFlashbackâ und âTraumaerinnerungâ.