Die erste Waldorfschule

 

 

Die erste Waldorfschule. Stuttgart 1919.1919 wurde die erste Waldorfschule in Stuttgart gegründet. Dies geschah nach einer Frage Emil Molts, dem Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, an Rudolf Steiner, ob es nicht möglich sei, für die Kinder, der bei ihm angestellten Arbeiter eine Schule zu gründen, die dem Gedanken der anthroposophischen Menschenkunde und der sozialen Dreigliederung (Steiners Sozialmodell) entspricht. Diese Frage stellte Molt am 23. April 1919 – bereits am 07. September 1919, keine fünf Monate später, wurde dann die erste Schule in Stuttgart gegründet. Da die ersten Schüler Arbeiterkinder der Waldorf Astoria Fabrik waren, prägte sich in Deutschland der Name „Waldorfschule“ oder „Waldorfpädagogik“, im Ausland ist die Bezeichnung „Rudolf Steiner Schule“ oder „Rudolf Steiner Pädagogik“ gebräuchlicher.

An der Schnelligkeit, in der es nach der Frage zur ersten Schulgründung kam, ist abzulesen, wie wichtig Steiner dieses Anliegen war, wie vorbereitet er auf eine solche Frage gewesen ist und wie günstig die Bedingungen waren. Der erste Weltkrieg ist im November 1918 beendet worden und auf den äußerlichen und seelischen Trümmerfeldern konnte und sollte Neues entstehen.

Wir müssen davon ausgehen, dass nach dem Krieg unter den ersten Schülern viele traumatisierte Kinder waren. Was wir heute über den Bedarf traumatisierter Kinder wissen (Siehe den Aufsatz „Was ist ein Trauma?“), entspricht vielem, was bereits im ersten Lehrplan verankert worden ist: Stabile Beziehung, Betonung von Rhythmus und Kreativität, wertschätzendes Menschenbild, grob- und feinmotorische Bewegung, Schulung der Sinne, Vermeiden von zu starker und zu früher Intellektualisierung und die Wahl des Unterrichtsstoffes danach, in welchem Entwicklungsstand das Kind ist und wie diese Entwicklung dadurch gefördert werden kann. Dies ist aus der anthroposophischen Menschenkunde entwickelt, die bis heute der Waldorfpädagogik, der Waldorf-Sonderpädagogik, der anthroposophischen Sozialtherapie und der anthroposophischen Medizin zugrunde liegt.

Rudolf Joseph Lorenz Steiner (* 27. Februar 1861 in Kraljevec, Kaisertum Österreich, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach, Schweiz) war ein österreichischer Philosoph und Esoteriker. Auf Grundlage seiner Lehre gab Steiner einflussreiche Anregungen für verschiedene Lebensbereiche, wie etwa Pädagogik (Waldorfpädagogik), Kunst (Eurythmie, Architektur), Medizin, Religion und Landwirtschaft.

Eine ausführliche Darstellung der Waldorfpädagogik finden Sie hier.