Es vergeht keine Nachrichtensendung ohne Corona-Meldungen, wir finden kaum noch Internetseiten, die nicht darauf eingehen, kein Telefonat, ohne dass dieses Thema eine Rolle spielt, kein Einkauf ohne geschlossene Läden, ohne Plexiglasschutz an den Kassen und Abstandsmarkierungen auf dem Boden – und jetzt auch noch der Newsletter des IINTP, in dem das auch thematisiert wird. Man müsste einmal ausrechnen, wieviel Prozent unserer tagtäglichen Gedanken um Corona kreisen – das Thema hat unser Denken, Fühlen und Wollen bereits infiziert. Und je mehr man nachdenkt, desto unsicher wird man:
- Wenn die Fachleute sich alle widersprechen, wer hat dann recht? Denn es gibt immer wieder Äußerungen von Virologen, die sagen, es sei alles nicht schlimmer, als eine normale Grippe, andere sagen, dass die Quarantäne sogar schädlich wäre, andere meinen, dass sie nicht konsequent genug sei. Was soll man glauben? Das können wir nicht klären, weil wir nicht fachlich qualifizierter sind als die Fachleute selber.
Das Virus gehört einer Familie an, der Coronavirusfamilie. Die kennen wir schon lange. Aber dieses Virus (SARS-CoV-2) ist neu. Es ist erstaunlich, wie schnell heute Viren identifiziert werden können, wie schnell Testverfahren entwickelt worden sind und wie schnell sie massenhaft verfügbar sind! Dennoch ist die Situation so noch nie dagewesen. Was die effektivsten Methoden sind, wird man im Nachhinein wissen. Dass man unterschiedlicher Auffassung sein kann, wenn die Datenlage so neu ist, ist auch ganz normal. Nur mit dem Handeln kann man nicht warten! Jetzt ist es so entschieden worden, wie bekannt. Wenn Einzelne nun anderen Fachleuten das Vertrauen schenken und anders handeln, als es entschieden wurde, bringt es für die Gemeinschaft nichts, sondern verhindert das, was man jetzt erreichen will: eine Verzögerung der Ausbreitung, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht. Es gibt andere, logisch klingende Vorschläge, aber es entstünde Chaos, wenn der eine dies, der andere jenes tut. Also bleiben wir zuhause.
- Wie bedrohlich ist die Erkrankung Covid-19?
Bei vielen Menschen treten nach der Infektion keine Beschwerden auf, andere sind einige Tage schwer krank und erholen sich wieder, andere müssen behandelt werden und wie viele Menschen daran zur Zeit sterben findet man in den täglichen Meldungen, aber wie viele es sein werden, wenn die Infektion in den Flüchtlingslagern und Slumgebieten der großen Metropolen ankommt, werden wir möglicherweise nie erfahren. Bedrohlich wird es, wenn man nicht konsequent und frühzeitig handelt, wie Beispiele aus Italien, aus dem Elsass, aus Spanien oder New York zeigen. Es ist besonders für ältere Menschen bedrohlich, aber eben nicht nur. Es ist umso weniger bedrohlich, wenn die Kliniken handlungsfähig bleiben. Dem dienen die derzeitigen Maßnahmen. Man hat die Chance auf dem Sofa sitzend Leben zu retten!
- Wie bedrohlich sind die gesellschaftlichen Folgen?
Das eine betrifft die Wirtschaft und die Arbeitsplätze. Da wird die Welt nach Beendigung der derzeitigen Maßnahmen sicherlich ganz anders aussehen. Wir wissen nicht wie. Immer entstehen Chancen, wenn man etwas neu aufbaut und immer gibt es Risiken. Wohin der Pendel ausschlägt, wissen wir nicht und da sollte man auch nicht spekulieren.
Anders, aber damit zusammenhängend, ist die Frage, wie das soziale Leben sich verändert. Die Frage stellt sich in der akuten Phase der Quarantäne und die Frage wird sich nach Aufhebung der Quarantäne noch viel mehr stellen.
Jetzt, während der Quarantäne sehen wir sowohl eine Zunahme des Egoismus, wir sehen Hamsterkäufe, die zum großen Teil nicht nachvollziehbar sind (z.B. Toilettenpapier), andererseits sehen wir großartige Solidaritätsaktionen, wenn Mensch für Schwächere einkaufen, wir sehen in Italien, wie ganze Straßenzüge gemeinsam Musik machen, aber auch bei uns, z.B. in Herne, wie man auf Facebook (Herne bleibt Zuhause ! Wir machen mit !) sehen kann mit Kinderaktionen und gemeinsamer Musik usw. Und das liegt an uns. Das ist nicht Aufgabe der Regierung, das machen wir!
Aber manche Familien geraten an ihre Grenzen, der Stress nimmt zu, wenn die Familie ohnehin instabil ist, die Kinder schon vorher vernachlässigt wurden, die Eltern vielleicht psychisch krank sind. Die häusliche Gewalt nimmt zu. Da müssen wir mit vielen Situationen rechnen, die Traumata bewirken werden. Da tut Hilfe not! Die Freunde der Erziehungskunst haben eine Notfallhotline eingerichtet: Von solchen Aktionen kann es jetzt nicht genug geben.
Wie sich das soziale Miteinander im Nachhinein verändert haben wird, darauf dürfen wir auch gespannt sein. Aber das liegt an uns! Auch das birgt Risiken und Chancen. Allein die Erwartung, dass die Risiken größer sein werden als die Chancen, bewirkt schon, dass die Risiken wieder ein kleines Stück größer geworden sind. Pessimismus bewirkt immer, dass es am Ende schlimmer wird, als wenn man mit Hoffnung auf das Neue zu geht.
Ein Wort über Keime im Allgemeinen. Ohne Bakterien, Pilze, Viren Co. Wäre auf der Welt kein Leben möglich, ohne Keime könnte auch der Mensch nicht leben. Der Mensch hat mit ca. 20.000 Genen etwa so viele Gene, wie ein Spulwurm. Bereits ein Wasserfloh hat mehr Gene, als der Mensch. Mit den ca. 100 Billionen Keimen, die den Menschen besiedeln, werden ihm ca. 3 Millionen Gene verfügbar gemacht, die sich je nach Ernährung, Verhalten, Stress und Tagesrhythmus an den Menschen anpassen. Sie bilden Substanzen, die wir benötigen, helfen bei der Verdauung, pflegen unsere Schleimhäute usw.
Durch Abstriche von Fußböden, Lichtschaltern, Teppichen, Türgriffen kann man eine familientypische Keimansammlung finden, ein familientypisches „Mikrobiom“. Pro Familie findet man dabei zwischen 2.000 bis 20.000 unterschiedliche Keime. Dieses Hausmikrobiom ist in jeder Familie anders. Nach einem Umzug der Familie kann man nach 24 Stunden im neuen Haus das familientypische Mikrobiom bereits wieder nachweisen, während das der vorherigen Bewohner verschwunden ist.
Wir finden Bakterien in 15 km Höhe und noch in 5.000 Meter unter der Erdoberfläche. Manche Keime können Millionen Jahre in alten Sedimenten bei Hitze, ohne Sauerstoff, Kohlenstoff oder anderem organischen Material überleben. Manche Keime überleben im hochradioaktiven Kühlwasser von Kernreaktoren. Sie reparieren ihre zerschossenen Gene ständig selber.
In einem Gramm Humus finden wir etwa eine Milliarde Keime (ca. 8.000 verschiedene Arten), in einem Teelöffel Meerwasser etwa 1.000.000, in deinem Kubikmeter Luft 1.000 bis 1.000.000 Keime. Es gibt Keime in Vulkanen mit einer Temperatur von 110 °C und es haben Keime 500 Tage an der Außenhaut der ISS im Weltall überlebt.
Zu einem winzigen Prozentteil schwimmen Keime im Meereswasser, die Erdöl abbauen können. Als vor der mexikanischen Küste die Bohrinsel Deepwater Horizon brannte, wuchs ein riesiger Ölteppich und schwamm auf die Küste zu. Sprunghaft nahm die Zahl der ölfressenden Keime zu und die befürchtete Katastrophe blieb aus.
Keime erhalten die Gesundheit der Natur, sie sind eine Kläranlage, sie verstoffwechseln Gifte, sie erhalten das Milieu der Erde, des Wassers und der Luft, sie sind das Immunsystem der Erde, sie sind die Biosphäre der Erde und Grundlage allen Lebens.
Gesundheit ist nicht Keimfreiheit. Gesundheit ist ein Gleichgewicht zwischen unserem Organismus und den Keimen der Umgebung. Bei einem Infekt ist dieses Gleichgewicht gestört.
Ein einfaches Beispiel: Auch in der saubersten Küche der Welt wird der Käse, wenn er lange außerhalb des Kühlschrankes liegt, schimmeln, etwa in der selben Zeit, als läge er in einer schmutzigen Küche. Das ist kein Überfall böser Keime. Sondern wenn die Lebendigkeit des Käses abnimmt, schafft das Platz für fremdes Leben. Die Lebensbilanz bleibt etwa gleich.
Infektionen, Epidemien und Pandemien setzen daher auch immer verminderte Lebenskräfte bei den Betroffenen voraus.
Lebenskräfteräuber gibt es viele. Angst, Depressionen, Einsamkeit, Stress, Traumata. Alles, was uns aus dem Gleichgewicht bringt. Dazu zählt auch alles, was uns nicht authentisch sein lässt, alle Lügen, aller Fanatismus, aller Hass und alles, was unsere Rhythmen stört.
Diese Epidemie kann uns nur dazu aufrufen, authentisch zu sein, mutig zu sein, optimistisch zu sein, ehrlich zu sein, nüchtern zu bleiben, Dinge zu finden, die uns freuen, in den Rhythmus zu kommen UND DIE ARBEIT DES IINTP FORTZUSETZEN!!!