Trauma- pädagogik mit Musik
Kooperation MenschMusik Hamburg mit dem IINTP Karlsruhe
Hauptdozent Martin Straube, Mitbegründer des IINTP
Bedarf
Traumatisierte Menschen, Kinder, wie Erwachsene, treffen wir heute überall. Denn nicht nur einzelne erlebte Katastrophen können traumatische Prozesse und posttraumatische Belastungssyndrome auslösen. In Abhängigkeit von der Verletzlichkeit der einzelnen Person, von ihren Resilienzfaktoren und den vorgefundenen Hilfen können viele kleine Enttäuschungen, Vernachlässigungen, Übergriffe und Missachtungen in ihrer Summe die gleichen katastrophalen Folgen haben. In Chören, Orchestern, in Schulklassen und im instrumentalen Einzelunterricht wird jeder der Absolventen auf Menschen treffen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte Hilfen im Sinne einer Traumapädagogik bedürfen. Und gerade die Musik bietet hier viele Möglichkeiten für eine gezielte Hilfestellung.
Ziele
Qualifikation von Musikpädagogen für weltweite Notfalleinsätze in Krisengebieten Integration der Grundlagen der Traumapädagogik in die berufsqualifizierenden, künstlerisch-pädagogischen Studiengänge.
IINTP
Das freie internationale Institut für Notfall-und Traumapädagogik hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Notfall- und Traumapädagogik auf der Grundlage der Waldorfpädagogik bekannt zu machen, weiterzuentwickeln und in Aus-, Fort- und Weiterbildungen zu lehren. Lesen sie mehr auf www.iintp.info.
Mit Musik „stützen, schützen, konfrontieren und stabilisieren“
Mit Musik ergeben sich intensiv wirksame Möglichkeiten, um aus der mit einer Traumatisierung verbundenen Erstarrung herauszuführen und die Seele wieder berührbar zu machen. Äußere und innere Bewegung, jede Form der Eigentätigkeit, Kreativität und Improvisation und die elementare Erfahrung von Rhythmus ermöglichen eine neue Verbindung der Seele mit dem Leib. Es kann ein neuer Zugang zu der Kraft-Quelle, sich als Werdender in Entwicklung zu erleben, entstehen. Musik vermag zu harmonisieren, zu trösten, zu heilen und Lebensfreude zu wecken. Für den traumatisierten Menschen entsteht so wieder ein „sicherer Ort“ – in sich und in der Gemeinschaft.
10 Module „Traumapädagogik mit Musik“
1. Was ist ein Trauma? Die Grundlagen der Psychotraumatologie und ihre Folgen. Darin wird in der gebotenen Kürze der Wissensstand der Psychotraumatologie vermittelt und menschenkundlich aufgearbeitet.
2. Trauma-Anamnese. Vertiefung des ersten Moduls. Hier wird gezielt die Stressphysiologie besprochen, wie sie bei einem Trauma vorliegt und auf die Störungen der rhythmischen Funktionen des Organismus geschaut. Rhythmus als ein Arbeitsmittel des Musikers
3. Trauma und Rhythmus. Die Veränderungen des Nervensystems als Grundlage der Wahrnehmung, des Denkens und Vorstellens, der rhythmischen Funktionen als Resonanzsystem unserer Gefühle und des Stoffwechsels als Kraftquelle des Wollens und unserer Motivationen werden behandelt und die Wirkung von Melodie, Rhythmus und Harmonie.
4. Der musikalisch-kreative Prozess. Die Auswirkungen des Traumas betreffen immer den ganzen Menschen, dessen Funktionen dissoziieren. Im Gegenbild erscheint in einem kreativen Prozess der Mensch als ein Ganzer. Der traumatischen Destruktion steht ein gesunder Anteil gegenüber, der im musikalisch-kreativen Prozess gestärkt wird.
5. Selfcare. Wer mit traumatisierten Menschen arbeitet, läuft Gefahr, durch Mitleid selber sekundärtraumatisiert zu werden. Wie man sich davor schützen kann wird behandelt und welche Formen der Empathie ein traumatisierter Mensch benötigt.
6. Grundlagen der Salutogenese. Kurze Zusammenfassung des Bisherigen; wie können die Grundprinzipien der Salutogenese im musikalisch – künstlerischen Prozess wirksam werden?
7. Traumapädagogische Grundsätze. Die innere Haltung. Nähe und Distanz. Selbstwirksamkeit.
8. Traumapädagogische Praxis 1. Die Arbeit in Gruppen. Input und Übungen.
9. Traumapädagogische Praxis 2. Die Arbeit mit Einzelnen. Input und Übungen.
10. Musik und Trauma. Zusammenfassung und der Bezug zur Musik